Experiment endet nach 520 Tagen - Einmal Mars und zurück
Am Freitag endet nach 520 Tagen das längste Experiment in der Geschichte der Raumfahrt. Sechs Männer übten den Flug zum roten Planeten.
Moskau. Luke auf für den Schlussakkord des längsten Isolationsexperiments der Raumfahrt: Nach 520 Tagen Einsamkeit beenden sechs Männer am Freitag eine virtuelle Reise ins All. „Die freuen sich auf den Ausstieg wie Kinder auf Heiligabend“, sagt Martin Zell von der Europäischen Weltraumbehörde Esa. Bei dem Projekt in Moskau simulierten Teilnehmer aus China, Russland, Frankreich und Italien seit dem 3. Juni 2010 einen Flug zum Mars und zurück, streng abgeschirmt in einem Container. Nun kehren sie zurück, obwohl sie genau genommen nie weg waren.
„Die Simulation ist viel schwieriger als ein wirklicher Flug“, beschreibt Elektroingenieur Diego Urbina, einer der sechs „Marsianer“, die Stimmung in dem mehr als 180 Quadratmeter großen „Raumschiff“. Im Gegensatz zu einem wirklichen Flug zum mehr als 50 Millionen Kilometer entfernten Planeten fehlten beim Experiment Mars 500 zwar Schwerelosigkeit und kosmische Strahlung. „Stattdessen spürt man oft Einsamkeit und eine große Monotonie“, erzählt der Italiener.
Mehr als 30 Kameras übertragen das Geschehen im Container — bis auf eine je drei Quadratmeter „große“ Privatkammer — in einen nahen Kontrollraum des russischen Instituts für Biomedizinische Probleme (IMBP). Dort ist auf einem der Bildschirme zu sehen, wie Urbina bequem in T-Shirt und Shorts vor einer Holzvertäfelung sitzt, die sowjetischen Charme verbreitet. Der größte Gegner sei der Alltagstrott, gesteht der 28-Jährige. „Eine Frau an Bord wäre sicher gut. Man vermisst das, ganz ehrlich.“
Urbina hat noch Glück. Mit dem Russen Alexander Smolejewski und dem Chinesen Wang Yue durfte er im Februar den Container kurz verlassen: für die virtuellen ersten Schritte eines Menschen auf dem Mars. Forscher hatten ein Stück des Roten Planeten, der den Beinamen wegen des Eisenoxidstaubs trägt, im IMBP nachgebaut.
Handgreiflichkeiten wie bei früheren Experimenten habe es nicht gegeben, beteuert Urbina. „Es war an Bord wie im normalen Leben: Nicht jeder muss jedermanns guter Freund sein.“ Sein Kollege Wang Yue freut sich unbändig auf den Ausstieg: „Ich habe Sehnsucht nach der Kochkunst meiner Mutter“, gesteht der Chinese. Zwar waren vier Tonnen Lebensmittel an Bord. Asiatische Küche war aber nicht dabei.