Expertenbericht zum Baby-Tod frühestens Mitte November
Bremen (dpa) - Der Tod von drei Frühchen in einer Bremer Klinik wirft weiter Fragen auf. Was die Infektionswelle auslöste, ist noch immer unklar. Experten des Robert Koch-Instituts begannen damit, den Vorfall zu untersuchen.
Ihr Bericht werde aber erst Mitte bis Ende November vorliegen, sagte Gesundheitssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) am Donnerstag. Sie selbst habe erst vor zwei Tagen von den Todesfällen erfahren.
Im Klinikum Bremen-Mitte waren von Anfang August bis Oktober drei Neugeborene - ein Mädchen und zwei Jungen - gestorben, nachdem sie sich mit einem gefährlichen Erreger infiziert hatten. Vier weitere Babys erkrankten, sind inzwischen aber auf dem Weg der Besserung. In dem Krankenhaus befinden sich außerdem sechs Säuglinge, bei dem die Mediziner den Keim nachweisen konnten, die aber keine Symptome einer Erkrankung zeigen.
Die Klinik will die zehn Babys nun auf einer extra eingerichteten Station unterbringen. „Wir werden diese Station vollständig isolieren“, sagte der Geschäftsführer des Klinikverbundes, Diethelm Hansen. Dort sollen die Kinder bis zur Entlassung bleiben. „Damit wir sicher sind, dass es keine weitere Verbreitung des Keims gibt.“
Bis Ende nächster Woche will das Klinikum die betroffene Frühchenstation grundlegend desinfizieren und das gesamte medizinische Material austauschen. „Es wird versucht, einen Neustart zu machen“, sagte Jürgens-Pieper. Ob die Ursache des Ausbruchs jemals entdeckt werde, sei nicht mit Sicherheit zu sagen. Nach Aussage von Fachleuten werde sie nur in einem Drittel der untersuchten Fälle gefunden. Dass Mitarbeiter von der Frühchenstation den Keim auf ihre winzigen Patienten übertragen haben, dafür gibt es Hansen zufolge zurzeit keine Anzeichen.
Die ersten Infektionen bei Frühchen waren Ende Juli aufgetreten, kurz darauf starb das erste Baby. Die Klinik ergriff nach Angaben von Hansen zahlreiche hygienische Maßnahmen, die den Erreger auch einzudämmen schienen. Die RKI-Experten hätten bestätigt, dass die Klinik das Richtige gemacht habe, sagte der zuständige Abteilungsleiter der Gesundheitsbehörde, Matthias Gruhl. Doch dann starben im Oktober zwei weitere Neugeborene.
Am 7. September schaltete die Klinikleitung das Gesundheitsamt ein. Mitarbeiter waren mehrmals auf der Station. Doch die übergeordnete Gesundheitsbehörde wurde nach Angaben von Jürgens-Pieper lange Zeit nicht informiert. „Das ist, finde ich, nicht richtig.“ Das Gesundheitsamt muss öffentlichkeitsrelevante Vorfälle generell an die Behörde melden, erklärte Gruhl.
„Das ist eine Einschätzungsfrage“, sagte Jürgens-Pieper. Ob die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes die Situation richtig eingeschätzt haben, will sie nun prüfen lassen. „Da werden wir natürlich Konsequenzen draus ziehen.“ Doch die Krise im Klinikum Bremen-Mitte zu bewältigen, habe Vorrang. Im Laufe des Novembers, wenn der RKI-Bericht vorliegt, will Jürgens-Pieper die Bürgerschaft informieren.