Experte: Auswirkungen einer Dürre hängen vom Zeitpunkt ab
Rom (dpa) - Die Auswirkungen einer Dürre auf die Ernte hängen nach Ansicht eines Experten entscheidend von ihrem Zeitpunkt ab.
„Am Anfang ihres Lebens können Pflanzen eine solche Periode problemlos wegstecken, wenn danach ausreichend Regen fällt“, sagte Oscar Rojas, Experte für Dürren bei der UN-Ernährungsorganisation FAO in Rom, der Nachrichtenagentur dpa. „Stehen sie jedoch in voller Blüte, verringert das den Ertrag erheblich.“ Im Voraus ließen sich extreme Trockenperioden wie derzeit in Mittelamerika kaum absehen. „Dürren vorauszusagen, ist schwierig“, erklärte Rojas.
Das Jahr 2014 schätzt der Experte eigentlich als wenig dürr ein, viele Regionen würden aber auch noch anpflanzen. Das internationale Institut für Klimaforschung IRI sagt laut Rojas für die Zeit von September bis November mögliche Dürren in Indonesien, Brasilien und Australien voraus. Rojas steht diesen Prognosen aber kritisch gegenüber: „Es besteht nur die Möglichkeit, dass es so kommen könnte, aber die Wahrscheinlichkeit liegt maximal bei 50 Prozent.“
Seines Erachtens könne man bei der Vorhersage von Dürren nur Vermutungen anstellen. „Wir haben erst seit 1984 Daten sammeln können, die wir miteinander vergleichen. Nach unseren bisherigen Erkenntnissen verläuft das Wetter in Zyklen“, erklärte Rojas.
„Ein Zyklus ist 30 Jahre lang und der wäre jetzt gerade erst vorbei. Richtige Vorhersagen können wir vermutlich erst in 70 Jahren treffen.“ Besonders problematisch sei es, Dürren mit dem Klimawandel in Verbindung zu bringen, warnte der Experte. „Unsere Statistiken bestätigen da derzeit noch nichts.“
Unberechenbar macht die Voraussagen nach Angaben von Rojas auch das Klimaphänomen „El Niño“. „Es sorgt dafür, dass wir in Peru Überflutungen haben und zur selben Zeit in Venezuela eine Dürre. Man kann nie vorher wissen, wo es sich wann wie auswirkt. Es beeinflusst ungefähr drei Viertel der Welt und ist azyklisch.“
In einigen Ländern Mittelamerikas wie Nicaragua und Venezuela vernichte eine Dürre zurzeit in weiten Gebieten 25 bis 40 Prozent der Ernte, erklärte Rojas. In besonders betroffenen Regionen seien es sogar über 80 Prozent. Vor allem die Folgen in Nicaragua schätzt Rojas als schwerwiegend ein: „In dieser Region sind überwiegend kleine Farmer aktiv, wenn sie ihre Lebensgrundlage verlieren, gefährdet das die Sicherheit des Landes.“