Experte: Comics im Internetzeitalter wieder sehr gefragt
Koblenz (dpa) - Seit Jahrzehnten wachsen Kinder mit Mickey Mouse und Donald Duck auf. Doch Comics sind viel mehr als nur die Disney-Hefte. Sie thematisieren auch politische Konflikte. Und sie erleben ein Comeback.
Comics sind nach Einschätzung eines Experten in Zeiten des Internets und der Bilderflut wieder im Kommen. „Gerade im Internetzeitalter haben einige Menschen Probleme, sich durch Bleiwüsten zu kämpfen“, sagte der Vorsitzende der Gesellschaft für Comicforschung in Koblenz, Dietrich Grünewald. Die Bildsprache von Comics sei indes eine „Universalsprache“ und könne Sprachbarrieren überwinden.
In erster Linie dienten Comics zwar der Unterhaltung, es gehe aber auch darüber hinaus. „Comics sprechen Probleme an, die Menschen bewegen“, sagte der pensionierte Kunstwissenschaftler. Thematisiert würden etwa Konflikte im arabischen Raum wie die Auseinandersetzung zwischen Israelis und Palästinensern. „Auch die deutsch-deutsche Geschichte ist Gegenstand vieler Comics.“ In Ländern mit eingeschränkter Pressefreiheit würden sie für kritische Töne genutzt, etwa in Südamerika. Und in Ländern mit hohen Analphabetenzahlen erreichten sie Menschen, was reine Texte nicht schafften.
Deutschland sei in den vergangenen Jahrzehnten ein „Entwicklungsland für Comics“ gewesen, meinte Grünewald. Erst in den 70er Jahren seien sie hierzulande wieder mehr in den Blick gekommen. In den letzten 20 Jahren habe der Comic tendenziell Schritt für Schritt die kulturelle Akzeptanz bekommen, die er verdiene. Das zeige sich daran, dass es immer mehr Forschungsstellen und Tagungen zu Comics gebe.
Mittlerweile veröffentlichten selbst renommierte Buchverlage Comics, sagte Grünewald. Die Büchergilde Gutenberg etwa publiziere sogenannte Graphic Novels, Comics des Prestel Verlags erzählten Lebensgeschichten von Künstlern. Selbst „Der Prozess“ von Franz Kafka sei als Comic zu haben.