Experten entdecken Explosionsgefahr am Säuretanker
St. Goarshausen (dpa) - Die Befürchtungen haben sich bestätigt: Am Wrack des gekenterten Tankschiffs mit 2400 Tonnen Schwefelsäure besteht Explosionsgefahr. Das ergab die Untersuchung einer ersten Probe aus einem der sieben Tanks, wie das Pressezentrum „Havarie Loreley“ mitteilte.
Tank 7 enthalte neben Schwefelsäure auch Wasser und Wasserstoff. Das Gas ist hochexplosiv. Beim Zusammentreffen von Säure und Wasser kann es zu einer Verpuffung kommen. Deshalb war der Unglücksort schon für die Probennahme am Mittwoch weiträumig abgesperrt worden. Am Donnerstag wurde Stickstoff in den Tank gepumpt, um das Gas damit zu verdrängen und so die Gefahr zu bannen. Auch wurden weitere Tanks für Proben angebohrt.
Inzwischen wurde bekannt, dass der am Mittwoch aus dem Rhein geborgenen Tote nicht einer der beiden noch vermissten Bootsmänner ist. Die Wasserleiche weise „in mehreren körperlichen Merkmalen eindeutige Abweichungen zu den beiden Vermissten auf“, teilte das Pressezentrum mit. Nach der Havarie der „Waldhof“ nahe der Lorely vor zwei Wochen waren zwei von vier Besatzungsmitgliedern aus dem Wasser gerettet worden. Die Ursache des Unfalls ist bisher unklar.
Zwei Schwimmkräne eines niederländischen Bergungsteams sichern das auf der Seite liegende Wrack mit Stahlseilen. Mittels Bohrungen soll geprüft werden, ob sich der Zustand der Säure seit dem Unfall verändert hat und ob sie gefahrlos abgepumpt werden kann. Für die Probe-Bohrungen wurde auch am Donnerstag zwischenzeitlich der Straßen- und Bahnverkehr an der Unglücksstelle gestoppt. Der Schiffsverkehr blieb den ganzen Tag gesperrt.
Mit einem Spezialverfahren hatten Experten bereits am Mittwoch winzige Löcher in zwei Tanks gebohrt. Danach hatte die Einsatzleitung zunächst mitgeteilt, in einem sei nur Rheinwasser. Neue Proben ergaben jedoch am Donnerstag, dass vermutlich in beiden Tanks die gefährliche Mischung aus Schwefelsäure, Wasser und Wasserstoff enthalten ist. Letzte Gewissheit sollte nun eine weitere Analyse bringen. Nächste Ergebnisse wurden frühestens am Freitag erwartet.
Am Donnerstagabend war nach Angaben der Einsatzleitung völlig unklar, wann die Schwefelsäure aus dem Wrack herausgeholt werden kann. Zunächst müssten nach und nach aus allen Tanks Proben gezogen werden, hieß es. „Erst danach wird man sich auch entscheiden, wie die Schwefelsäure rausgeholt wird“, sagte ein Sprecher.
Nach Einschätzung des Wasser- und Schifffahrtsamtes Bingen müssen vier Ladetanks leergepumpt werden, damit das Schiff Auftrieb bekommt. Dann könnten es die Kräne ans rechte Ufer drehen, wo die restliche Säure aus den Tanks geholt werden soll. „Dann blockiert es nicht mehr die Fahrrinne“, sagte der stellvertretende Amtsleiter Florian Krekel. Im Anschluss solle die „Waldhof“ wieder schwimmfähig gemacht werden, damit sie in eine Werft gebracht werden kann.
Das Wasser- und Schifffahrtsamt erarbeitet bereits ein Konzept, wie unmittelbar nach der Bergung des Havaristen die Schifffahrt stromabwärts geordnet und ohne Zeitverzug wieder starten kann. Zuletzt war von rund 300 wartenden Schiffen berichtet worden.