Steckte Absicht dahinter? Fachmann hält Rätsel um MH370-Verschwinden für gelöst
Kuala Lumpur (dpa) - Das Verschwinden von Flug MH370 im März 2014 gehört zu den größten Rätseln der Luftfahrtgeschichte - der kanadische Experte Larry Vance glaubt nun, es gelöst zu haben.
Der Absturzermittler behauptet, dass der Pilot der Malaysia Airlines das Flugzeug mit Absicht ins Meer steuerte: ein Suizid also, bei dem er 238 Menschen mit in den Tod riss - oder auch 238-facher Mord. Der Leiter der australischen Ermittlungskommission widerspricht jedoch.
Vance vertritt seine Meinung in einem Buch, das an diesem Mittwoch in den USA erscheint: „MH370 - Mystery Solved“ („MH370 - Rätsel gelöst“). Die These vom Todespiloten gehört seit dem Verschwinden der Maschine kurz nach dem Start in Kuala Lumpur zu den beliebtesten Theorien. Auch Vance ist schon länger Anhänger dessen. Durch den Zustand von Wrackteilen der Boeing 777, die nach und nach aus dem Indischen Ozean gefischt wurden, sieht er sich nun bestätigt.
Die Teile - darunter eine fast 2,50 Meter lange Flügelklappe (Flaperon) - sind verhältnismäßig gut erhalten. Vance schließt deshalb aus, dass die Maschine ungesteuert mit großem Tempo ins Meer stürzte - dann wäre sie in Millionen Teile zersplittert, die auch noch länger auf dem Wasser getrieben wären. Er kommt zu dem Schluss, dass der Pilot die Boeing einigermaßen kontrolliert, fast wie bei einer normalen Landung, aufs Wasser setzte und untergehen ließ.
Wenn dem so wäre, läge die Boeing vermutlich noch relativ ganz irgendwo auf dem Meeresboden. Trotz intensiver Suche fehlt vom Rumpf bislang jedoch jede Spur. Vance, ein erfahrener Ermittler, präsentierte seine Theorie bereits im australischen Fernsehen - ohne allerdings alle zu überzeugen. Unklar ist zum Beispiel, warum alle anderen still in den Tod gegangen sein sollten. Vance vermutet, dass sie bald nach dem Start starben, weil ihnen der Pilot den Sauerstoff abschnitt. Das Cockpit wird gesondert versorgt.
Chef-Ermittler Peter Foley von der australischen Flugsicherheitsbehörde ATSB schloss am Dienstag bei einer Anhörung des Senats eine Selbsttötung des Piloten aus. Er bekräftigte die These von einem Absturz, bei dem der Pilot bewusstlos gewesen sei. Nach Foleys Darstellung wäre er auch mit einer Sauerstoff-Notversorgung wegen des schnellen Druckverlusts allenfalls wenige Minuten bei Bewusstsein geblieben. „Wir haben ziemlich viele Beweise, dass am Schluss niemand mehr die Kontrolle hatte.“
Andere Fachleute warfen Vance vor, nur aus der Ferne zu ermitteln und sich die Fakten herauszupicken, die zu seiner Theorie passen. Die Maschine war auf dem Weg nach Peking mitten in der Nacht plötzlich vom Radar verschwunden. Vance äußert sich auch nicht dazu, warum der Pilot sich getötet haben soll - und wenn ja, warum er zuvor noch sieben Stunden übers Meer flog. Der Kanadier meint, für die Klärung des Motivs seien andere zuständig.
Gegen die Suizid-Theorie spricht auch, dass die Lebensumstände des Piloten Zaharie Ahmad Shah (53) und seines Copiloten Fariq Abdul Hamid (27) genau untersucht wurden. Demnach gibt es weder Hinweise auf Gefährdung, noch auf einen Abschiedsbrief. Die groß angelegte Suche nach dem Wrack wurde Anfang 2017 eingestellt. In Kürze will ein privates Suchteam das Ergebnis einer eigenen Suche bekanntgeben. Bislang gibt es keine Hinweise, dass sie Erfolg hatte.