Fahrrad oder Bahn — warum nicht beides?

Die Rheinbahn will zusammen mit dem „am stärksten wachsenden Verkehrsmittel der Welt“ beim Kunden zulegen.

Foto: Tobias Hase

Düsseldorf. Wenn Samstag und Sonntag die Tour-de-France-Rennmaschinen durch die Region rasen, so sitzen darauf Hochleistungssportler. Doch mag die Großveranstaltung den einen oder anderen anspornen, auch selbst im Alltag aufs Fahrrad umzusteigen. Doch passt diese Idee in die Realität der täglichen Fortbewegung? Und müsste das Fahrrad dafür nicht viel besser verzahnt werden mit dem öffentlichen Personennahverkehr?

Foto: Rheinbahn

„Das Fahrrad ist das am stärksten wachsende Verkehrsmittel der Welt.“ Das sagt einer, der als Chef eines öffentlichen Verkehrsbetriebes eigentlich für ganz andere Verkehrsmittel und deren Förderung steht: Bahnen und Busse. Der Düsseldorfer Rheinbahn-Chef Michael Clausecker will jedoch das Fahrrad gerade nicht als Wettbewerber sehen, sondern „mit dem Fahrrad wachsen“. Dafür hat er drei Eisen im Feuer:

Zum einen „Bike and Ride“ zu fördern, indem der Radler seinen Drahtesel sicher an der Haltestelle abstellt und dann auf Bus oder Bahn umsteigen kann. „So wächst der Einzugsbereich vieler Haltestellen“, sagt Clausecker, der darüber nachdenkt, abschließbare Boxen etwa für hochwertige Räder gegen ein Mietentgelt anzubieten. Auch eine Videoüberwachung der Abstellflächen sei denkbar.

Des Weiteren hat die Rheinbahn ein eigenes Fahrradverleihsystem in der Planung: insbesondere an Haltestellen in der Düsseldorfer Innenstadt soll es Leihräder geben. Wichtig ist es dabei für Clausecker, dass dies und auch das Bike-and-Ride-Angebot digitalisiert werden. Der Nutzer müsse zuverlässig feststellen können, dass er an der Haltestelle seiner Wahl auch mit dem Rad weiterkommt. Das Verleihsystem soll 2018 starten.

Eine weitere originelle Komponente, das Fahrrad mit Bus oder Bahn zu kombinieren, kam vor ein paar Tagen hinzu: Noch bis Ende Oktober bietet die Rheinbahn ihren Abonnenten an, ein „Premium-Faltrad“ der britischen Kultmarke Brompton mit einer Ersparnis von 338 Euro zu kaufen. Das Schätzchen kostet freilich auch nach Abzug dieses Rabatts immer noch stolze 1298 Euro. Einmal erstanden, kann es wie ein Gepäckstück (ohne Zusatzticket) mit in die Bahn genommen werden. Die Rheinbahn verkauft das Rad nicht selbst, sondern vermittelt die Interessenten an Fachhändler in der Region (Infos auf rheinbahn.de).

Clausecker selbst jedenfalls ist ganz begeistert, als er das gute Stück mit wenigen Handgriffen aufbaut und wieder zusammenfaltet. „Natürlich ist diese Rolex unter den Falträdern nur etwas für einen eingeschränkten Kundenkreis“, sagt der Mann, der selbst privat sechs Fahrräder sein eigen nennt. Jedenfalls aber seien dieses Projekt und mehr noch die anderen Maßnahmen aus seiner Sicht wichtige Bausteine für die Förderung des Fahrrads als „Element unserer Mobilitätskette“. Und wie steht es in anderen Städten?

In Wuppertal heißt es bei den Stadtwerken, dass das Fahrrad „noch nicht Teil unseres ÖPNV-Angebots ist“. Aber, so sagt Sprecherin Judith Birkenbach, man setze sich mit den wachsenden Anforderungen der Fahrrad- und Pedelecfahrer auseinander, deren Zahl auch in Wuppertal stetig steige. „Neben Elektro-Ladestationen an Fahrradtrassen bieten wir zum Beispiel unseren ÖPNV-Abokunden an, zum vergünstigten Preis ein Pedelec auszuleihen. Hier kooperieren wir mit einem örtlichen Fahrradhändler.“ Bis zu vier Fahrräder können in Bussen und Schwebebahnen mitgenommen werden.

Auch in Krefeld ist die Fahrradmitnahme in Bus und Straßenbahn ganztägig möglich, sofern Platz in den Fahrzeugen vorhanden ist. Ein entsprechendes Ticket muss natürlich auch vorhanden sein. Solche Zusatztickets kosten wie andernorts auch 3,40 Euro pro Fahrt. In einigen Abo-Tickets sind sie mit eingeschlossen. Sprecherin Dorothee Winkmann sagt, dass man bei den Stadtwerken Krefeld „eher das Carsharing mit Elektroautos und konventionellen Fahrzeugen als Ergänzung zu Bus und Bahn“ sehe. Doch die Stadt selbst ist in Sachen Fahrrad aktiv: Am Bahnhof am Bellenweg im Forstwald wird eine Fahrrad-Abstellanlage mit 60 Plätzen und abschließbaren Fahrradboxen gebaut. Auch an weiteren Bahnhöfen und großen Haltestellen sollen Fahrradboxen aufgestellt werden.

Von Seiten der Remscheider Stadtwerke ist keine gesonderte Initiative zu dem Thema in Planung. Auch in Solingen sagt Silke Rampe vom Verkehrsbetrieb der Stadtwerke, dass es derzeit keine konkreten Überlegungen gebe, das Fahrrad als Teil der Mobilitätskette in das Angebot des Verkehrsbetriebs zu integrieren. Im August 2015 habe es, initiiert durch den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), eine Kampagne zu Falträdern gegeben. „An dieser Aktion haben wir seinerzeit leider nicht teilgenommen“, bedauert sie rückblickend.