Fall Jenisa: Polizisten graben Knochen in einem Waldstück aus
Hannover (dpa) - Der Fall der seit sieben Jahren in Hannover vermissten kleinen Jenisa steht nach dem Fund von Leichenteilen vor der Aufklärung.
Im Visier der Fahnder ist ein 43-Jähriger, der im Frühjahr bereits eine andere Kindstötung in Westfalen gestanden hat - und der schon 2007 im Fall der achtjährigen Jenisa unter Tatverdacht stand. Mangels Beweisen wurde der Mann aus dem direkten Umfeld der Familie damals nach mehrwöchiger Untersuchungshaft entlassen.
Die nun im fünften Anlauf am Dienstag erfolgreiche Leichensuche an einem Waldstück in Wunstorf bei Hannover war nach Hinweisen aus dem Umfeld des Verdächtigen im Juli gestartet worden. Es handelt sich um den Mann, der im Frühjahr den Mord an dem fünfjährigen Dano in Herford gestanden hat und in der Untersuchungshaft auf seinen Prozess wartet. Der Mordprozess am Landgericht Bielefeld soll am 1. Oktober beginnen.
Mithäftlinge hatten der Justiz von einem angeblichen Geständnis des 43-Jährigen berichtet, bei dem er den Wald als Versteck für die Leiche der Achtjährigen angegeben habe. Gegenüber den Fahndern selber hatte der Mann aber kein Geständnis abgelegt. Vier vorangegangene Suchaktionen in den vergangenen Wochen waren zunächst ohne Ergebnis geblieben.
„Wir haben einige Knochen gefunden, und nach bisherigem Stand gehen wir mit großer Wahrscheinlichkeit davon aus, dass es Jenisa sein könnte“, sagte Polizeisprecherin Martina Stern. Die abschließende Gewissheit müsse eine rechtsmedizinische Untersuchung ergeben. Ob der 43-Jährige nun ein Geständnis ablegt, ist offen. Wie die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hannover, Katrin Söfker, sagte, läuft für den Verteidiger des Mannes noch eine Frist zur Stellungnahme zu den Hinweisen seiner Mithäftlinge. Deren Aussage über das angebliche Geständnis des Mannes hat nach dem Fund der Leichenteile nun ein ganz anderes Gewicht bekommen.
Das Mädchen aus einer Zuwandererfamilie aus dem Kosovo war am 7. September 2007 verschwunden. Sie war auf dem Weg zu einer Tante. Im Fahrstuhl eines Hochhauskomplexes hatte eine Frau das Mädchen noch gesehen, dann verlor sich seine Spur. An einer Autobahn bei Wunstorf gefundene Kleidung deutete auf ein Verbrechen hin.
Der Mann aus Jenisas Umfeld hatte sich damals bei seiner Befragung in Widersprüche verstrickt und wochenlang in Untersuchungshaft gesessen, war aber schließlich mangels Beweisen freigelassen worden. Er war wohl in der Nähe der abgelegten Kleidung gewesen, Zeugen hatten Jenisa in einem Wagen gesehen, der seinem Auto glich - doch nachgewiesen werden konnte ihm die Tat nicht.
Eine Anklage wegen Kindesentziehung gegen den Mann lehnte das Landgericht Hannover 2010 ab, der Verdächtige zog nach Nordrhein-Westfalen. Anfang April dieses Jahres wurde in Herford Danos Leiche gefunden: Der 43-Jährige war ein Nachbar und der Vater eines Spielkameraden des Fünfjährigen. Er gab an, den Jungen getötet zu haben, um zu vertuschen, dass er ihn zuvor geohrfeigt hatte.