Fast 20 000 Babys mehr in ersten neun Monaten 2010
Berlin (dpa) - In Deutschland sind in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres fast 20 000 Babys mehr auf die Welt gekommen als im Vergleichszeitraum 2009. Das entspricht nach Angaben des Statistischen Bundesamtes einem Plus von 3,6 Prozent.
Das Bundesfamilienministerium lehnte allerdings unter Hinweis auf die noch vorläufige Datenlage eine politische Bewertung der Entwicklung ab. Nach den Zahlen des Bundesamtes, über die zuerst die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete, kamen von Januar bis September etwa 510 000 Kinder zur Welt. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es nur 492 000 Kinder.
Ein derart großer Zuwachs sei im gesamten vergangenen Jahrzehnt nicht feststellbar gewesen. Die Entwicklung sei umso erstaunlicher, als die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter Jahr für Jahr um etwa 300 000 sinke, schreibt die Zeitung. Die Geburtenrate pro Frau schwankt seit einigen Jahren in Deutschland zwischen 1,36 und 1,38 Kindern. Wie viele der neugeborenen Kinder von Frauen mit Migrationshintergrund zur Welt gebracht wurden, gehe aus der Statistik nicht hervor.
Im vergangenen Jahr war die Zahl der Geburten in Deutschland auf ein Rekordtief gesunken. 2009 kamen rund 665 000 Kinder zur Welt, etwa 17 000 weniger als im Vorjahr und nicht einmal halb so viele wie im Geburten-Rekordjahr 1964. Anfang der 90er Jahre gab es noch 830 000 Geburten.
Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) freue sich über jede Geburt, sagte ihre Sprecherin Stefanie Augter vor der Presse in Berlin. Die endgültige Gesamtzahl für das Jahr 2010 werde aber erst im August kommenden Jahres vorliegen. „Wenn sich alles bewahrheitet, dann freut sich unser Haus natürlich.“ Zuvor wolle man allerdings die Zahlen nicht kommentieren.
Die Sprecherin verwies allerdings auf Umfragen, denen zufolge der Kinderwunsch bei Paaren zugenommen habe - trotz der wirtschaftlichen Entwicklung. Auch sei man überzeugt, dass man mit dem Elterngeld und dem Ausbau der Kinderbetreuung den richtigen politischen Weg eingeschlagen habe.
Mehrere Studien belegen, dass sich familienpolitische Maßnahmen nur langsam bei der Geburtenentwicklung auswirken. Das europäische „Familienmusterland“ Frankreich, wo die Familienpolitik bereits Anfang der 80er Jahre einem radikalen Kurswechsel unterzogen wurde, beträgt die Geburtenrate pro Frau heute 1,9 Kinder. In den skandinavischen Ländern liegt sie bei 1,8. Bevölkerungswissenschaftler gehen davon aus, dass in Deutschland zur Absicherung von Renten, Fachkräftebedarf wie gesellschaftlicher Reproduktion eigentlich eine Geburtenziffer von 2,1 nötig wäre.