Felipe VI. - Krönung ohne großen Pomp in Spanien
Madrid (dpa) - Die Krone und das Zepter liegen als Symbole der spanischen Monarchie neben dem neuen König auf einem roten Samtkissen. So war es schon, als Juan Carlos im November 1975 zum Monarchen proklamiert wurde.
So wird es auch sein, wenn Juan Carlos' Sohn zum König Felipe VI. gekrönt wird. Auch der Schauplatz wird derselbe sein: der Plenarsaal des spanischen Parlaments.
Ansonsten wird bei der feierlichen Zeremonie zur Vereidigung von Felipe jedoch Einiges anders sein als vor knapp 39 Jahren. Der Vater hatte den Eid damals noch „bei Gott und den heiligen Evangelien“ auf das Grundgesetz der Franco-Diktatur abgelegt. Der neue König wird - wahrscheinlich ohne religiöse Formeln - schwören, dass er die demokratische Verfassung von 1978 wahren und die darin enthaltenen Pflichten erfüllen werde. Die genaue Eid-Formel stand eine Woche vor der Zeremonie noch nicht genau fest.
Die Spanier müssen bei der Planung des historischen Moments improvisieren, denn sie betreten mit der Zeremonie Neuland. In der Verfassung stehen dafür keine Regeln, und seit der Wiedereinführung der Demokratie gab es keinen Thronwechsel, der jetzt als Muster dienen könnte. Juan Carlos war seit dem Ende des Franco-Regimes und der Rückkehr zur Demokratie immer König gewesen - bis der 76-Jährige Anfang voriger Woche überraschend seine Abdankung ankündigte.
Wenn Felipe (46) und Letizia (41) am 19. Juni das Parlament betreten, werden sie bereits seit gut zehn Stunden König und Königin von Spanien sein. Am Vorabend wird Juan Carlos im königlichen Palast das Gesetz zu seiner eigenen Abdankung unterzeichnen. Dies wird seine letzte Amtshandlung sein. Er wird bei der Vereidigung seines Sohnes nicht dabei sein, um diesem nicht die Show zu stehlen. Das Abdankungsgesetz erscheint am Donnerstag um 0.00 Uhr im Amtsblatt, wird damit rechtskräftig. Von diesem Moment an ist Felipe König und Staatsoberhaupt.
Der neue Monarch wird vor den Abgeordneten beider Kammern des Parlaments eine mit Spannung erwartete Rede darüber halten, wie er sich seine Amtsführung vorstellt. Anschließend nimmt er vor dem Kongress eine Militärparade ab und fährt mit Letizia durch das Zentrum von Madrid zum königlichen Palast. Nach Informationen der Zeitung „El País“ würde Felipe gerne in einer offenen Limousine durch die Straßen fahren, um einen besseren Kontakt zur Bevölkerung zu haben. Aber das Innenministerium scheint aus Sicherheitsgründen Bedenken zu haben.
Das spanische Königshaus will die Krönungszeremonie nicht so prachtvoll gestalten, wie die Niederländer dies vor gut einem Jahr bei der Amtseinführung von König Willem-Alexander getan hatten. Der Thronwechsel soll aber auch nicht so unspektakulär verlaufen wie die Krönung von Philippe zum König von Belgien. Die Spanier suchen einen Mittelweg. „Die Philosophie bei den Akten des Thronwechsels besteht darin, dass diese die Feierlichkeit und Würde haben sollen, die historische Ereignisse erfordern“, erläuterte ein Palastsprecher. „Aber wir vergessen auch nicht die Prinzipien der Austerität, die in der heutigen Zeit ratsam sind.“
Monarchistische Kreise meinen allerdings, dass wohl doch etwas mehr Pomp angebracht wäre. „Es wäre ein Fehler, sich von der populistischen Demagogie der Monarchie-Gegner beeinflussen zu lassen“, meinte die konservative Zeitung „ABC“. „Eine tausendjährige Nation wie Spanien darf nicht darauf verzichten, ihren König und sich selbst zu ehren.“
Kritik gab es auch daran, dass Felipe bei seiner Krönung voraussichtlich eine militärische Uniform tragen wird, wie sein Vater dies getan hatte. „Die Tatsache, dass er der Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist, stellt keinen hinreichenden Grund dar, vor den gewählten Vertretern der Bürger uniformiert aufzutreten“, meinte der Protokoll-Experte Carlos Fuente. „Er wird später bei militärischen Akten genügend Gelegenheit haben, seine neue Uniform zu tragen.“