Fernsehen: Für Beckmann wird es eng
Der TV-Plauderer kommt als Verlierer aus der Sommerpause. Seine Quote war zuletzt mau, die ARD-Konkurrenz ist hingegen groß.
Berlin. Er ist der große Verlierer der ARD-Programmreform: Seit das Erste Woche für Woche fünf Talkshows ins Rennen schickt, leidet Reinhold Beckmann unter dramatisch gesunkenen Einschaltquoten. Besonders bitter für den 56-Jährigen: Während sich die Talksendungen von Frank Plasberg, Anne Will und Sandra Maischberger, die nach dem ARD-Einstieg von Publikumsliebling Günther Jauch ebenfalls Federn lassen mussten, in den vergangenen Monaten wieder etwas erholten, scheint „Beckmann“ auf verlorenem Posten zu stehen.
Mit gerade mal einer Million Zuschauern und verheerenden Marktanteilen um die sieben Prozent war der Moderator, der seinen Gästen gern ganz eng auf den Pelz rückt, zuletzt ganz weit weg von früheren Zeiten in der Vor-Jauch-Ära, als er mehr als elf Prozent verbuchen konnte. Kein Wunder, dass man sich bei der ARD Gedanken über die schwächelnde Talkshow „Beckmann“ macht, die am Donnerstag aus der Sommerpause zurückkehrt (22.45 Uhr, ARD) — Thema: Was treibt Abenteurer und Extremsportler wie Rüdiger Nehberg oder Joey Kelly in den Dschungel oder in die Wüste. Wenn es Reinhold Beckmann nicht gelingt, mehr Zuschauer anzulocken, könnte er mit seiner Talkshow bald selber in die Wüste geschickt werden.
Davon wollen die Programmverantwortlichen offiziellen Verlautbarungen zufolge zumindest derzeit zwar noch nichts wissen, über eine Verlegung von „Beckmann“ wird aber heftig nachgedacht. Das Kalkül: Packt man den 56-Jährigen mit seiner Show vom späten Donnerstagabend auf den ursprünglichen Sendeplatz am Montagabend, müsste er nicht gegen die quotenstarken ZDF-Konkurrenten Maybrit Illner und Markus Lanz antreten. Das Problem dabei: Am Montag talkt bereits der ARD-Kollege Frank Plasberg hart, aber fair — und zwei Talkshows an einem Abend sind des Guten zu viel.
Zumal viele Kritiker innerhalb und außerhalb der ARD sowieso finden, dass das Programm mit fünf Labersendungen pro Woche überfrachtet ist und zudem die Qualität der Shows von „Günther Jauch“ bis „Anne Will“ erst kürzlich vom ARD-Programmbeirat heftig kritisiert wurde. Dabei bekam vor allem Publikumsliebling Jauch sein Fett weg, dem unter anderem „Stimmungsmache“ vorgeworfen wurde.
Da Günther Jauch, der seit vergangenen Herbst fürs Erste talkt, am Sonntagabend aber regelmäßig zwischen viereinhalb und fünf Millionen Zuschauer anlockt und hervorragende Marktanteile einfährt, dürfte ihn das nur wenig jucken — er hat sich schließlich für die ARD als der genau der Quotenrenner entpuppt, den sie sich bei seiner Verpflichtung erhofft hatte.
Die ARD-Chefredakteure halten dem Vernehmen nach zwar wenig von einer Verlegung des für seine hartnäckige Einfühlsamkeit im Gespräch mit Talkgästen berüchtigten Reinhold Beckmann vom Donnerstag auf den Montag, doch das Thema ist deshalb noch lange nicht vom Tisch — andere ARD-Gremien verschließen sich solchen Gedankenspielen keineswegs. Jetzt muss der 56-Jährige erst mal schauen, dass er auch am Donnerstag wenigstens einigermaßen akzeptable Einschaltquoten hinbekommt. Klappt das nicht, könnte es für seinen Talk „Beckmann“ so oder so ganz eng werden.