Feuer zerstört legendäre Kulissenstadt in Prag
Prag (dpa) - Mehrere Millionen Euro Schaden hat ein Großbrand in den Prager Filmstudios Barrandov verursacht. Wie tschechische Medien am Samstag unter Berufung auf Polizei und Feuerwehr berichteten, vernichteten die Flammen am Freitagabend einen Teil der legendären Kulissenstadt.
Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen CT24 war zu sehen, wie eine nachgebaute mittelalterliche Burg und großenteils aus Holz errichtete Nachbildungen des mittelalterlichen Paris völlig niederbrannten.
Drei Feuerwehrleute wurden bei den Löscharbeiten verletzt. Die Brandbekämpfung dauerte bis Samstagmorgen. Dabei gossen auch Hubschrauber Wasser aus der Moldau auf das brennende Areal von rund 10 000 Quadratmetern.
Zudem habe die Polizei eine nahegelegene Tankstelle präventiv mit Wasserwerfern bespritzt, um ein Übergreifen des Feuers zu verhindern. Die Polizei musste außerdem zahlreiche Schaulustige fernhalten, die von den kilometerweit sichtbaren Rauchschwaden angelockt wurden.
Den Schaden habe die Feuerwehr auf rund 100 Millionen Kronen (3,7 Millionen Euro) geschätzt, berichtete die Nachrichtenagentur CTK. Die Brandursache war am Samstag zunächst noch unklar. Das Internetportal Novinky.cz berichtete, vor dem Brand seien Vorbereitungen für die US-Filmproduktion „Knightfall“ gelaufen.
Die Dreharbeiten für den Film über den mittelalterlichen Orden der Tempelritter hätten demnach am Wochenende beginnen sollen. Das Management des Studios habe sich nach Rücksprache mit der Produktionsfirma entschieden, keine Stellungnahme abzugeben, hieß es.
Die Filmstadt im Prager Stadtteil Barrandov gehört zu den größten und ältesten Studios der Welt. Seit den 1930-er Jahren wurden dort mehr als 2500 tschechische und internationale Filme gedreht, von denen mehrere einen Oscar oder andere internationale Auszeichnungen erhielten.
Zu den bekanntesten zählen etwa Milos Formans „Amadeus“, der ebenfalls mit einem Oscar und auch dem Golden Globe ausgezeichnete tschechische Film „Kolja“ oder Barbra Streisands „Yentl“. Auch deutsche Koproduktionen wie der Märchenfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ entstanden in den Barrandov-Studios.
Nach dem Sturz des Kommunismus 1989/90 bemühte sich Präsident Vaclav Havel, die Studios in seinen Besitz zu bekommen. Er berief sich darauf, dass seine Vorfahren die eigentlichen Gründer der Studios gewesen seien.
Sie hätten ihre Ansprüche erst infolge der schrittweisen Enteignung durch die nationalsozialistischen deutschen Besatzer ab 1939 und die spätere Verstaatlichung nach dem Zweiten Weltkrieg verloren. Auch die heutige Homepage führt die Gebrüder Havel als „Gründerväter“ an.