Findelkind Fabian geht es gut
Ausgesetzt: Mutter legt ihren Säugling in Heinsberg vor einer Haustüre ab. Das süße Kerlchen stammt möglicherweise aus den Niederlanden.
Heinsberg. Mit vielem hatte das niederländische Ehepaar, das an der Roermonder Straße in Heinsberg-Karken lebt, gerechnet, als es am Sonntagabend gegen 19.40Uhr an der Haustür klingelte. Aber nicht damit: Vor der Tür stand eine Umhängetasche mit niederländischer Aufschrift, darin ein kleiner blonder Junge, warm angezogen und zusätzlich in zwei Handtücher gewickelt. Die Hausbewohner sahen noch, wie sich ein Auto in Richtung niederländischer Grenze entfernte.
Dem ein oder zwei Tage alten Säugling geht es gut, er wurde allerdings unfachmännisch abgenabelt. Deshalb geht die Polizei davon aus, dass er nicht in einer Klinik oder mit Hebammenhilfe zur Welt kam. Das Findelkind wurde zur Vorsicht in ein Krankenhaus gebracht. Dort gaben die Schwestern dem pausbäckigen Kerlchen den Namen "Fabian", weil am Sonntag dessen Namenstag gefeiert wurde. Zur Betreuung wurde das Jugendamt eingeschaltet.
Es spricht vieles dafür, dass der kleine Junge Niederländer ist. Nicht nur, dass das verdächtige Auto in Richtung des nahen Grenzübergangs fuhr, auch die Windel, die der Kleine anhatte, ist nur in zwei niederländischen Discounter-Ketten zu kaufen.
Die Kleidung, die Fabian trug, könnte sowohl aus Deutschland als auch aus den Niederlanden stammen. Sicher ist nur eins: Sie ist alt. Ein ganz kleiner Baumwollschlafanzug in weiß mit zartlila Streifen und ohne Füßchen dran. Vorne aufgedruckt sind Krabbe, Fisch und Seepferdchen mit der Aufschrift "Sea Club".
Von den Farben und dem Schnitt her war der Anzug vor etwa 15 Jahren modern. Dazu ein weißer Nicki-Schlupfpullover und ein paar gestrickte Babyschuhe in Altweiß mit kleinen Bommeln - auch diese haben deutliche Gebrauchsspuren. Selbst auf dem Flohmarkt gibt es diese Sachen nicht mehr zu kaufen, sie könnten aus einem Altkleider-Container oder einer wohltätigen Kleiderstube stammen. Oder möglicherweise auch vom Dachboden der nun gesuchten Mutter. Vielleicht hat sie auch ältere Kinder, von denen sie diese Teile aufgehoben hatte. Oder sie ist so jung, dass dies ihre eigene Babybekleidung ist.
"Die Person, die das Kind ausgesetzt hat, wollte offenbar, dass ihm nichts passiert und dass es schnell gefunden wird", sagte ein Polizeisprecher. Deshalb sollte die an den Händen netzartig gesprungene Haut kein Zeichen von Austrocknung sein. Eine Hebamme erklärte, es sei möglich, dass das Kind "übertragen" war, also länger als 40 Wochen im Bauch der Mutter verbracht habe. Dann sei die Haut häufig sehr angegriffen.