Wikinger Findet Solinger ein altes Wikinger-Schiff?
Erich Habich-Traut hat mit Hilfe von Satelliten-Fotos möglicherweise einen spektakulären Fund gemacht.
Solingen. Früher sind Schatzsucher und Entdecker oft wochen- oder monatelang auf Reisen gewesen. Dagegen war für Erich Habich-Traut eine wahrscheinlich spektakuläre Entdeckung in Grönland nur einen Mausklick entfernt. „Ich saß vor meinem Computer und wollte es versuchen“, sagt der 53-jährige Hobby-Forscher aus Solingen. Nur mit Hilfe des Internet-Programms Google Earth, das Satelliten-Aufnahmen der ganzen Welt zeigt, machte er sich auf dem Bildschirm auf die Suche.
„Aus Überlieferungen sind die alten Schifffahrtswege der Wikinger bekannt“, berichtet er. Nahe der Diskoinsel, westlich von Grönland gelegen, stieß der gelernte Drucker auf eine Aufnahme eines gesunkenen Schiffs im flachen Wasser. „Das Wrack hat die Umrisse eines Wikinger Langschiffs.“
Es liegt etwa 450 Kilometer östlich vor der Küste des amerikanischen Kontinents und könnte mehr als 1000 Jahre alt sein. Forscher gehen davon aus, dass im Jahr 1000 Amerika vom Wikinger Leif Erickson entdeckt wurde. Eine Rekonstruktion seiner Route zeigt, dass er dabei wahrscheinlich an der Diskoinsel in der Nähe des Schiffwracks vorbeikam. „Es ist meine Spekulation, dass die Insel als Stützpunkt bei den Amerika-Expeditionen der Wikinger benutzt wurde“, berichtet der Solinger.
Nach einer vorläufigen Auswertung der Satellitenaufnahmen beträgt die Länge des Schiffswracks um die 40 Meter. „Für den Fall, dass wir dort ein Wikingerschiff entdecken, ist dieses damit das größte seiner Art. Der Begriff Welt-Sensation wäre dann angebracht“, sagt der Hobby-Forscher selbstbewusst.
Allerdings könnte es auch ein gesunkener Walfänger sein, der vor weniger als 200 Jahren untergegangen ist. Gegen diese Möglichkeit spricht, dass der Hobby-Forscher intensiv die Archive nach Schiffs-Untergängen in dieser Region durchsucht hat. „Ich habe dazu keinen Eintrag gefunden.“ Der Direktor des grönländischen Nationalmuseums hat die Entdeckung des Solingers auf dem Bildschirm gesichtet und Habich-Traut ermuntert, dort zu suchen.
Der gelernte Drucker, der mehrere Jahre im Ausland verbracht und die vergangenen 13 Jahre als Pförtner gearbeitet hat, will es nun genau wissen: Ab dem 1. Juni sind die Witterungsbedingungen so, dass die Forschungsstation auf der Diskoinsel besucht werden kann. Mit den Forschern hat er sich bereits darauf verständigt, dass er dort eine Woche lang als Gast deren verbringen darf.
In Vorbereitung auf seine Expedition macht Erich Habich-Traut einen Tauchkurs: Mangels eigener, hochwertiger Ausrüstung will er zunächst nur mit Taucheranzug und Schnorchel die Erkundung des Wracks in Angriff nehmen. „Es dürfte etwa sechs bis acht Meter unter der Wasseroberfläche liegen.“ Also gerade flach genug, um das Schiff selbst zu erkunden. So weit nördlich des Polarkreises gab es keine bisher bekannten permanenten Siedlungen der grönländischen Wikinger. Sie besuchten jedoch immer wieder den Bereich um die Diskobucht in den Sommermonaten, um auf die Jagd zu gehen.