Fitness-Branche boomt - Fast jeder Zehnte schwitzt im Studio
Köln (dpa) - Der Umsatz der Fitness-Branche in Deutschland hat sich seit 1999 mehr als verdoppelt. In vielen Clubs heißt es: Wellness statt immer nur Eisen stemmen. Die Branche peilt auch in diesem Jahr ein Umsatzplus an - und setzt dabei auf ältere Menschen.
Mit den Füßen Zahlen malen beim „Bokwa“, die Hüften schwingen beim „Zumba“, sich an der Ballettstange verbiegen beim „Xtend Barre“ - fast jeder zehnte Deutsche schwitzt mehr oder weniger regelmäßig in einem Fitness-Club. In der Gruppe der 18- bis 65-Jährigen trainiert sogar fast jeder Siebte im Fitness-Studio. Ziel der schweißtreibenden Mühen sei vor allem vorbeugendes Gesundheitstraining, berichtet die Präsidentin des Arbeitgeberverbandes der privaten Sportstudios, Fitness-, Wellness- und Racket-Anlagen (DSSV), Birgit Schwarze.
Rund acht Millionen Menschen sind Mitglieder in den etwa 7500 deutschen Fitness-Studios. Mehr Aktive zählt nach den Zahlen der Branche keine andere Sportart - nicht einmal Fußball. Frauen stellen mittlerweile die Mehrheit unter den Mitgliedern der Fitness-Studios, so Karsten Hollasch, der für die Unternehmensberatung Deloitte den Fitness-Markt in einer Studie analysiert hat. Bei der weltgrößten Fitness-Messe Fibo (11. bis 14. April) wird die Kölner Messe zum Treffpunkt der Branche.
In der Gunst der Fitness-Fans stehen derzeit laut Experten neben Discount-Anlagen mit Monatsbeiträgen bis 30 Euro auch gut ausgestattete Nobel-Studios ganz oben. „Ein Wachstum findet derzeit bei differenzierten Produkten im Bereich der Discounter und der Premium-Anbieter statt“, so Hollasch. Der Preis spiele gerade im Discount- und im mittleren Bereich eine große Rolle. „Bei einem vergleichbaren Angebot wechseln die Leute relativ schnell den Anbieter“, sagte Hollasch. Im Premiumbereich sei die Preissensibilität dagegen eher gering - da werde auf das Angebot geachtet.
Über steigende Marktanteile können sich in Deutschland auch die großen Studio-Ketten freuen. „Die Ketten wachsen überproportional. Natürlich wird dadurch der Wettbewerb durch die Ketten größer“, so Hollasch. Als Ketten gelten Unternehmen, die mehr als drei Studios betreiben und mehr als 5000 Mitglieder haben. Vom Gesamtumsatz der Branche von rund vier Milliarden Euro entfiel im vergangenen Jahr bereits gut ein Drittel auf die Fitness-Ketten.
Seit 1999 haben sich die Erlöse der Branche mehr als verdoppelt. Auch für die Zukunft rechnet die Branche mit einem weiteren jährlichen Umsatzwachstum im „mittleren einstelligen Prozentbereich“. „Das Wachstum findet vor allem in den Nischen statt“, sagt Hollasch. Wachstumschancen sehe die Branche derzeit vor allem bei älteren Menschen. Viele Studios seien jedoch oft noch nicht ausreichend auf die neue Zielgruppe ausgerichtet, beklagt der Experte.
Das Durchschnittsalter der Trainierenden in den Studios liegt derzeit nach Angaben von Fibo-Direktor Olaf Tomscheit bei fast 42 Jahren. Fast jeder Dritte sei bereits über 50, rund 13 Prozent seien sogar älter als 60 Jahre. Chancen rechne sich die Branche auch bei der betrieblichen Gesundheitsförderung aus. „Ich glaube, dass das in Zukunft ein Wachstumsmarkt ist“, ist sich Tomscheit sicher. Nachholbedarf bestehe derzeit vor allem noch in kleineren und mittleren Unternehmen.