Flugverbot löst Ansturm auf die Bahn aus
Berlin (dpa). Die Aschewolke über Europa stellt die Deutsche Bahnvor eine der größten Herausforderungen der vergangenen Jahre. Wegender Sperrung des Luftraumes verzeichnete das Unternehmen bundesweitein deutlich höheres Reiseaufkommen als sonst.
„Das ist sicher eineganz besondere Situation für uns. Wir stehen sozusagen Gewehr beiFuß“, sagte ein Bahnsprecher.
Einen riesigen Ansturm erwartete er fürden Sonntagabend und Montagmorgen. Die Bahn unternehme alleAnstrengungen, um die Menschen an ihr Ziel zu bringen, fügte erhinzu. Zu größeren Verspätungen kam es bis zum Nachmittag nicht.Der Flugverkehr war am Freitag wegen der Aschewolke aus einem Vulkan auf Island in weiten Teilen Europas eingestellt worden.
Die Deutsche Flugsicherung hatte den deutschen Luftraum zunächst bis mindestens Sonntagabend gesperrt.Bundesweit bildeten sich bereits am Sonntagmorgen vor den Service- Centern lange Schlangen - am Berliner Hauptbahnhof waren es etwa 100 Meter. Auch an den Bahnsteigen drängten sich die Reisenden.
So warteten in Berlin mehrere hundert Menschen gegen Mittag auf den ICE Richtung Kopenhagen.Jeder verfügbare Zug werde eingesetzt, versicherte der Bahnsprecher. Zusätzliche Mitarbeiter seien auf den Bahnhöfen und an den Schaltern, um Reisende zu informieren.
Vor allem auf den ICE- Verbindungen zwischen den großen deutschen Flughäfen Frankfurt/Main, München, Hamburg, Düsseldorf und Berlin sowie Richtung Wien und im Norden Richtung Dänemark rechnete die Bahn am Nachmittag und auch am Montagmorgen mit deutlich mehr Reisenden als sonst.Auch in Nordrhein-Westfalen füllten sich die Bahnhöfe zusehends.
Aber alles gehe geordnet seinen Gang. Von Chaos könne keine Rede sein, sagte ein Sprecher. Er empfahl vor allem Fernreisenden für den Montag, Sitzplätze zu reservieren. Die Züge könnten noch voller werden, sollte die Sperrung des Luftraums über Deutschland andauern.Und auch in den Nachbarländern reagieren die Bahnunternehmen auf die beispiellose Naturkatastrophe.
So wollte die französische Bahn am Sonntag 8500 zusätzliche Plätze von Paris bereitstellen, davon 6100 für den Eurostar nach London und 400 für den Zug nach Frankfurt/Main.Bereits am Samstag hatte die Bahn mehr Passagiere als üblich befördert und damit den Wegfall der Flugverbindungen auszugleichen versucht. Zwei Vorfälle brachten den Fahrplan zusätzlich durcheinander.
So waren sechs Reisende zwischen Montabaur und Limburg leicht verletzt worden, weil ein entgegenkommender ICE-Zug während der Fahrt eine Tür verlor. Die Tür schlug nahe dem Bistrowagen ein.Am Samstagmorgen war außerdem der Bahnverkehr vom Hamburger Hauptbahnhof Richtung Süden für den Fernverkehr gesperrt worden.
Nach Angaben der Polizei hatten Unbekannte einen Lastwagen unter einer Bahnbrücke angezündet und dadurch die Elektronik auf der Strecke beschädigt. Fernverkehrszüge von Hamburg nach Hannover wurden umgeleitet.