Aschewolke: Hunderttausende stranden auf Europas Flughäfen
Chaos: Alle internationalen deutschen Flughäfen sind mittlerweile geschlossen. Am Samstag wird sich die Lage kaum verbessern.
Düsseldorf. Asche-Chaos in Europa: Mehr als ein Dutzend europäischer Länder haben am Freitag ihren Luftraum ganz oder teilweise gesperrt. 60Prozent aller Flüge fielen aus. Und das Chaos dauert an: Die Lage wird sich nach Angaben der Flugexperten von Eurocontrol heute kaum ändern. Die Lufthansa strich alle europäischen Flüge - vorerst bis heute Mittag um 12 Uhr.
Der Flughafen München, einziger internationaler Airport in Deutschland, der den Tag über noch nicht wegen der Aschewolke aus dem isländischen Vulkan gesperrt war, schloss um 20 Uhr - zunächst bis heute 12 Uhr. Der Flughafen in Frankfurt hatte bereits am Morgen dichtgemacht. Auch in Hamburg, Berlin, Hannover, Düsseldorf ging nichts mehr. Auf den europäischen Flughäfen sind inzwischen hunderttausende Passagiere gestrandet. Für viele war es bereits die zweite Nacht in den Wartehallen.
Europas größter Billigflieger Ryanair kündigte am Freitag an, alle Nordeuropa-Flüge bis Montag 12 Uhr zu streichen. Betroffen seien Flüge von und nach Großbritannien, Irland, Dänemark, Finnland, Norwegen, Schweden, Belgien, die Niederlande, Nord-Frankreich, Nord-Deutschland, Polen und die Baltischen Staaten
Für Europas Volkswirtschaft wird das Ganze teuer: Erste Branchenschätzungen sprechen von einem Schaden in Höhe von knapp 150 Millionen Euro pro Tag für die Fluggesellschaften.
Der gesperrte Himmel löste einen Massenansturm auf Busse, Bahnen, Mietwagen und Fähren aus. Frustrierte Reisende versuchten am Freitag verzweifelt, Alternativen für ihre Reisepläne zu finden. Es brach ein Ansturm auf Züge los. Menschen drängten sich dicht an dicht in den Abteilen.
Der Vulkan am isländischen Eyjafella-Gletscher hatte Asche bis zu elf Kilometer in die Höhe geschleudert. Westwinde trieben die quarzsandähnlichen Teilchen auf den europäischen Kontinent. Die Wolke durchkreuzte auch den Heimflug von Bundeskanzlerin Angela Merkel aus den USA. Sie musste einen Zwischenstopp in Portugal einlegen.
Der Vulkan stößt derzeit weniger gefährliche Stoffe aus und hat an Kraft verloren. Das ergab ein Überwachungsflug der isländischen Küstenwacht. Die Aschewolke bestehe jetzt fast nur noch aus Wasser und Steinpartikeln. Dies bedeutete aber nicht, dass sich ein Ende des Ausbruchs abzeichne - der letzte Ausbruch des Vulkans im Jahr 1821 endete erst nach zwei Jahren.