Island-Asche hat keinen Einfluss auf das Wetter
Analyse: Die Wolke sorgt für spektakuläre Sonnenauf- und -untergänge vor allem in Norddeutschland.
Offenbach. Die aus dem isländischen Vulkan ausgestoßene Aschewolke hat nach Ansicht von Meteorologen keine direkten Auswirkungen auf das Weltklima und die Wetterlage. Es komme nicht nur auf die Menge der Asche an, sondern vor allem darauf, ob Gase wie Schwefeldioxid in die obere Schicht der Erdatmosphäre gelangen, sagt Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Dies sei nach dem Ausbruch des unter einem Gletscher gelegenen Vulkans bislang nicht der Fall.
Die Staubpartikel befinden sich laut Lux derzeit in der wetterbildenden Schicht, der sogenannten Troposphäre. In die darüberliegende Stratosphäre, wo die Partikel zwei bis drei Jahre und damit deutlich länger als in der unteren Schicht bleiben würden, seien sie noch nicht gelangt. Auch sei bei dem Ausbruch eine "vergleichsweise übersichtliche Menge" Material herausgeschleudert worden. Der DWD-Experte erwartet daher "keine messbaren Effekte". "Wenn es nicht mehr wird, bleibt es zumindest für das Wetter unproblematisch", betonte Lux mit Blick auf die derzeitige Aktivität des Vulkans.
Forscher gehen grundsätzlich davon aus, dass große Vulkaneruptionen das Klima über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren deutlich beeinflussen können. Ausschlaggebend dafür ist nach Angaben des Max-Planck-Instituts für Meteorologie vor allem der Anstieg schwefelhaltiger Gase in der Stratosphäre (siehe Grafik). Dies hat unter anderem zur Folge, dass weniger Sonnenstrahlung zur Erdoberfläche vordringt und somit die Atmosphäre abgekühlt wird. Nach dem Ausbruch des Vulkans Krakatau 1883 und des philippinischen Vulkans Pinatubo 1991 waren dies etwa 0,3 Grad Celsius im globalen Mittel.
Vulkanische Asche fällt hingegen schnell aus der Atmosphäre heraus und hat nur einen kurzzeitigen Einfluss. Dazu zählen spektakuläre Sonnenauf- und -untergänge. "In den nächsten Tagen ist wohl ein intensives Abendrot zu beobachten", sagt Jörg Asmus vom DWD. Er erklärt den Effekt damit, dass die Aschepartikel in der Atmosphäre einen Teil des Sonnenlichts abfiltern. Die Sonne werde nicht wie üblicherweise gelb-orange, sondern tiefrot untergehen. Gleiches gelte für den Sonnenaufgang. Der Effekt war in der Vergangenheit auch bei anderen Vulkanausbrüchen weltweit beobachtet worden. Durch die Staubpartikel in der Luft werde der Blauanteil des Sonnenlichts stärker herausgefiltert als der Rotanteil.
Im Norden Deutschlands, den die Aschewolke zuerst erreichte, werden die außergewöhnlichen Sonnenauf- und -untergänge aber wahrscheinlich besser zu beobachten sein als im Süden.