Forscher orten Wrack von Gold-Schiff vor Kolumbiens Küste
Cartagena (dpa) - Sensationsfund in der Karibik: Nach jahrzehntelanger Suche hat ein Forscher-Team vor der Küste Kolumbiens das Wrack eines spanischen Segelschiffs aus dem 18. Jahrhundert entdeckt.
„307 Jahre nach ihrem Untergang haben wir die Galeone San José gefunden“, sagte Präsident Juan Manuel Santos am Samstag in der Hafenstadt Cartagena. Es handele sich um einen der größten Funde von untergegangenen Kulturgütern in der Menschheitsgeschichte.
An Bord der „San José“ sollen elf Millionen Goldmünzen und fast 200 Tonnen Smaragde gewesen sein. Die Schätzungen über den Wert des gesunkenen Schatzes reichen von 3 bis 17 Milliarden US-Dollar.
Die „San José“ war am 8. Juni 1708 vor der Insel Rosario an der Karibikküste gesunken, nachdem sie von einem englischen Flottenverband angegriffen worden war. Das Schiff sollte Goldmünzen und Edelsteine aus den amerikanischen Kolonien nach Spanien bringen. An der Ortung des Wracks war auch ein Experte beteiligt, der gemeinsam mit Kollegen 1985 das Wrack der „Titanic“ entdeckt hatte. Bei der Suche nahe der Insel Rosario setzten die Wissenschaftler Sonar, Spezialkameras und Unterwasserdrohen ein.
Präsident Santos kündigte den Bau eines Museums an, um die Schätze der Galeone auszustellen. „Wir werden ein großes Museum in Cartagena bauen im Stil der Museen in skandinavischen Ländern, die dort weit unbedeutendere Funde als unseren ausstellen.“
Ob die Wissenschaftler den vermeintlichen Millionenschatz wirklich heben können, ist noch unklar. Auf Fotos von der Fundstelle sind bislang nur Kanonen und Keramikgefäße zu erkennen.
Selbst im Falle einer erfolgreichen Bergung ist fraglich, ob der Schatz Kolumbien alleine zusteht. Es gebe noch viele offene Fragen, sagte der Historiker und Experte für Seerecht, Daniel de Narváez, der Zeitung „El Tiempo“: „Verklagen Spanien und Peru den kolumbianischen Staat? Verlangt die spanische Regierung das Schiff als Staatsbesitz zurück?“
Vor zwei Jahren billigte der Kongress in Bogotá ein Gesetz, das das kulturelle Erbe Kolumbiens besser schützen soll. Spaniens Kulturstaatssekretär José María Lassalle sieht die Norm kritisch. „Die spanische Regierung wird präzise Informationen über die Anwendung des Gesetzes anfordern, das den Zugriff auf ein spanisches Wrack rechtfertigen soll“, sagte er am Sonntag der Zeitung „El País“. Dann werde die Regierung über weitere Schritte entscheiden, um sein Kulturerbe zu verteidigen.
Mit der US-Firma Sea Search Armada hat Kolumbien bereits einen langen Rechtsstreit ausgefochten. Bereits in den 1980er Jahren behauptete das Unternehmen, das Wrack geortet zu haben und wollte am Gewinn beteiligt werden. Er wurden eine ganze Reihe von Urteilen gefällt, im Oktober 2011 wies ein US-Gericht schließlich alle Ansprüche von Sea Search Armada als unbegründet zurück.
Der alte Streit könnte nun neu aufflammen. „Jetzt müssen die Kolumbianer natürlich mit uns verhandeln“, sagte der Anwalt der Firma, Danilo Devis, in „El Tiempo“. „Denn wir haben ihnen schon 1982 die Koordinaten des Fundorts gegeben.“