Volksbühne Frank Castorf: „Wie eine Liebe, die vorbei ist“

München (dpa) - Rund ein Jahr nach dem Ende seiner Intendanz an der Berliner Volksbühne trauert Frank Castorf (66) seinem alten Theater laut eigener Aussage nicht mehr hinterher. „Es ist so wie mit einer Liebe, die vorbei ist.

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Ich hätte auch nicht die Kraft, es noch einmal zu machen“, sagte Castorf in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“ vom Freitag.

„Die Volksbühne war ein gut funktionierendes Theater, jetzt ist es tot. Natürlich ist das verletzend“, gab der umstrittene Regisseur zu. Verglichen mit den Problemen anderer Leute wolle er sich aber nicht beschweren: „Die Kassiererin bei Lidl hat andere Sorgen. Dagegen ist das Los eines alternden weißen Intendanten nichts, womit man Mitleid haben muss.“

Gegenüber seinem nach nur einigen Monaten an der Volksbühne gescheiterten Nachfolger, dem Belgier Chris Dercon, empfinde er keine Schadenfreude, betonte Castorf. „Ich kann mich doch nicht freuen, dass man vor einem Scherbenhaufen steht und die Leute im Kostümfundus und in den Werkstätten Depressionen haben. Das ist furchtbar.“

Castorf leitete die Volksbühne rund 25 Jahre lang von 1992 bis 2017. Seitdem arbeitet er als freier Regisseur. Seit Mai zeigt die Bayerische Staatsoper in München seine Inszenierung von Leoš Janáčeks Oper „Aus einem Totenhaus“, am Freitag sollte Castorf am Münchner Residenztheater die Premiere von „Don Juan“ feiern.