Frank Hanebuth unter den auf Mallorca festgenommenen Hells Angels
Palma de Mallorca (dpa/Red) - Die auf Mallorca festgenommenen Hells Angels haben nach Informationen der spanischen Polizei über Millionensummen von Schwarzgeld verfügt. Wie das spanische Innenministerium am Mittwoch mitteilte, hatten die Mitglieder des Rockerclubs auf der Ferieninsel Schwarzgelder aus Deutschland und der Türkei in den Bau einer Formel-1-Autorennbahn investieren wollen.
Polizeikreise in Palma de Mallorca bestätigten, dass unter den Festgenommenen auch der Ex-Chef der Hells Angels in Hannover, Frank Hanebuth, sei. Die Sicherheitskräfte hatten am Dienstag auf Mallorca 25 Hells Angels dingfest gemacht, darunter auch mehrere Deutsche.
Sie wollten auf Mallorca eine neue Vereinigung gründen und auf der Urlaubsinsel ihre kriminellen Geschäfte betreiben. Dazu schlossen sich deutsche und spanische Rocker der mafiaähnlich organisierten Hell Angels auf der Mittelmeerinsel zusammen. Nach längerer Beobachtung schlug die spanische Polizei, die von deutschen Beamten unterstützt wurde, am Dienstagmorgen zu.
Mindestens 25 Hell Angels, darunter mehrere berüchtigte Köpfe aus Deutschland und Spanien, wurden festgenommen. Die Polizei war mit mehreren hundert Beamten ausgerückt, um die Verdächtigen im Morgengrauen zu überraschen. Schwer bewaffnete Sondereinsatzkommandos stürmten die Unterkünfte in verschiedenen Urlaubsorten, in denen sich die Gesuchten als Touristen eingemietet hatten.
Einige Rocker waren in der Inselhauptstadt Palma untergekommen, andere wurden im „Ballermann“-Ort Arenal aufgespürt. Auch in den bekannten Touristenorten Andratx und Llucmajor gab es Festnahmen und Hausdurchsuchungen. Bis zum Nachmittag wurden 31 Objekte auf Mallorca durchsucht. Den Festgenommenen wird gleich eine ganze Reihe von Delikten vorgeworfen: Bildung einer kriminellen Vereinigung, Geldwäsche, Drogenhandel, Erpressung, Entführung, Betrug und Zuhälterei. Einer der festgesetzten Hell Angels wird in Deutschland wegen eines Tötungsdeliktes gesucht.
Die Razzia wurde vom Nationalen Gerichtshof in Madrid gesteuert, der für Bandenkriminalität und Organisiertes Verbrechen zuständig ist. Auch vier spanische Polizisten, welche mit den Hells Angels unter einer Decke gesteckt haben sollen, seien festgenommen worden, hieß es. Sie sollen der Gruppe gegen Geld delikate Informationen aus den Polizeicomputern beschafft haben.
Inoffiziellen Berichten zufolge soll sich unter den von der Polizei Gefassten ein berüchtigter deutscher Rockerchef aus Hannover befinden. Dabei soll es sich um den dortigen Hell-Angels-Boss Frank Hanebuth handeln, berichteten spanische Medien. Hanebuths Anwesen in Hannover war vor einem Jahr ebenfalls von der Polizei gestürmt worden. Deutsche Ermittler hatten schon länger den Verdacht, dass Hanebuths Hell-Angels-Gruppe, die im Juni 2012 ihre Selbstauflösung verkündet hatte, nun auf Mallorca Fuß fassen wollte.
Zur Unterstützung der spanischen Fahnder waren deshalb mehrere deutsche Ermittler nach Mallorca gereist. Auch der führende Kopf der spanischen Hell Angels soll unter den Festgenommenen sein. Spaniens Innenminister Jorge Fernández Díaz erklärte, die spanische Polizei habe bei dem spektakulären Schlag mit den Polizeibehörden aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden zusammengearbeitet.
Man habe der Hell-Angels-Organisation, die sich „allen möglichen kriminellen Aktivitäten “ widme, einen „harten Schlag“ versetzen können. Die Hell Angels gelten als größte Rocker-Bewegung der Welt. In vielen Ländern gibt es Hell-Angels-Vereinigungen, die regionale Klubs („Charters“) bilden. Regelmäßig werden einzelne Mitglieder oder auch ganze Rockervereine mit kriminellen Tätigkeiten oder sogar mit der Organisierten Kriminalität in Verbindung gebracht. In Deutschland wurden bisher zehn Hell-Angels-Klubs verboten, zuletzt im Juni in Bremen.