Frau Christkind aus Engelskirchen

Birgit Müller beantwortet im Weihnachtspostamt die Wunschzettel und lässt sich mit Plätzchen bestechen.

Engelskirchen. Was ist eigentlich "Schweineschwarte"? Im Christkind-Postamt in Engelskirchen bei Köln schauen sich zehn Augenpaare fragend an. Auf dem Boden stapeln sich gelbe Kästen. Bunte Briefe quellen daraus hervor. Die Umschläge sind mit Aufklebern, Sternenstaub und Gummibärchen verziert. Birgit Müller und neun Helferinnen halten Wunschzettel in den Händen. Sie spielen Christkind.

Das Christkind-Postamt gibt es schon seit 25 Jahren. Kinder - aber auch Erwachsene - schicken je Jahr insgesamt rund 150.000 Briefe an das Christkind. Seit 17 Jahren hilft Müller, sie zu beantworten. Das Schöne an dem Job? "Man ist hier sehr gut informiert", sagt sie. Die 50-Jährige weiß jetzt, dass "Schweineschwarte" ein Gesellschaftsspiel ist. Im vergangenen Jahr war es der Renner auf den Wunschlisten. Außerdem hat sie mitbekommen, dass Teenies für den Popstar Justin Bieber schwärmen: Ein Date mit ihm war zuletzt ähnlich begehrt wie "Schweineschwarte".

In einigen der Briefe kann man etwas Hartes fühlen: Plätzchen. Die Kinder versuchen, das Christkind mit Leckereien zu bestechen. Die teilen die Helfer gerecht unter sich auf: "Wir sind in einem himmlischen Büro, da wird geteilt und nicht gestritten", erklärt Müller.

Jedes Jahr arbeitet sie ab November täglich im Christkind-Postamt - in der heißen Phase kurz vor Heiligabend sogar 12 bis 15 Stunden am Stück. Eigentlich ist sie in verschiedenen Museen tätig. In den Wochen vor Weihnachten pausiert sie dort.

Die 50-Jährige trägt einen Kurzhaarschnitt. Ihr spitzbübisches Grinsen und ihre Lachfältchen lassen sie viel jünger aussehen. Sie lacht gerne und hat ohne Zweifel viel Spaß daran, Christkind zu spielen. Ihr Mann arbeitet bei der Post. Eines Tages kam er nach Hause und berichtete, es seien so viele Briefe an das Christkind eingegangen, dass dringend Helfer gesucht würden, die sie beantworten. Ob sie Interesse habe? "Klar hat man da Lust", erzählt Müller.

Also verabschiedete sie sich von da an regelmäßig von ihren drei Kindern, um "dem Christkind zu helfen". Die Zahl der Briefe ist kontinuierlich gewachsen. 2003 waren es 27.000 Sendungen, im vergangenen Jahr sind über 150.000 eingegangen - und das in Zeiten von SMS, E-Mail und Facebook. Dem Christkind ein E-Mail-Postfach einzurichten, davon hält Müller nichts: "Die Kinder wollen das traditionell, weil sie basteln wollen."

Außerdem könnte man das Christkind dann nicht mehr mit Plätzchen bestechen und sich mehr Hoffnungen auf ein Justin- Bieber-Date oder "Schweineschwarte" machen.