Freibad-Saison in Kalsruhe eröffnet
Karlsruhe (dpa) - Im Becken ist es angenehm. Nur an den Ohren zieht es etwas - und der kalte Regen nervt. Aber dagegen hilft Abtauchen ins 28 Grad warme Wasser. Auf der Fahrt zur Eröffnung schien es fast unvorstellbar, bei so einem Schmuddelwetter in ein Freibad zu springen, aber jetzt fühlt es sich gut an.
„Wir freuen uns jedes Mal auf diesen Tag“, sagt Bernd Erfurt vom Freundeskreis Sonnenbad und prustet ins Wasser. Damit spricht er vielen seiner Mitschwimmer aus dem Herzen. Das Sonnenbad hat den Ehrgeiz, als erstes deutsches Freibad das Wasser einzulassen und als letztes im Winter zu schließen. In diesem Jahr soll bis zum 3. Dezember geöffnet sein.
Der Frost brachte auch Probleme: Bei den Minusgraden fielen in den vergangenen Wochen die Kacheln wie reifes Obst von den Wänden des 15 mal 50 Meter großen Beckens, erzählt Betriebsleiter Roland Hilner. Mit einer Spezialkonstruktion zum Wärmen des Bauklebers konnten sie gerade noch rechtzeitig ersetzt werden. Ein paar bange Stunden, als das Wasser am Dienstag eingelassen wurde, dann kam die Entwarnung.
Und so konnten am Mittwoch die hartgesottenen Schwimmerinnen und Schwimmer wie in jedem Winter nach dem Countdown ins Becken springen. Das Wasser wärmt die durchgefrorenen Gliedmaßen. Viele der Schwimmer sind Dauergäste, darunter viele Ältere, die sich fit halten wollen. Einige ziehen mit Bademützen und Schwimmbrettern ihre Bahnen. „Ich bin so gut wie jeden Tag hier“, erzählt Bernd Erfurt. „Als Rentner habe ich ja die Zeit.“ Eine Frau mittleren Alters hat zufällig aus der Zeitung erfahren, dass das Bad eröffnet. „Ich finde es toll - belebend. Wir werden sicher in den nächsten Tagen noch öfters herkommen.“
Der Gag der frühen Eröffnung geht auf die Entstehungszeit des Bades in den 1970er Jahren zurück. Das benachbarte Kraftwerk stellte dem Bad überschüssige Wärme zur Verfügung. Inzwischen ist diese Quelle versiegt - und das Sonnenbad muss für die Tradition teuer bezahlen. Ein Hausnummer will der Geschäftsführer der Bädergesellschaft, Oliver Sternagel, nicht nennen. Aber sein Augenrollen sagt alles.
„Das ist so, wie wenn sie mit einem Zwölf-Zylinder Bentley, der 30 Liter verbraucht, immer nur Vollgas fahren“, bringt es Hilner auf den Punkt. Das Wasser auf 28 Grad zu heizen und zu halten, verschlingt in den kalten Monaten bis zu 230 Megawattstunden Fernwärme. Das entspricht dem Heizungs- und Wasserverbrauch von mehr als 20 000 Wohnungen.
Dennoch will die Bädergesellschaft an dieser Stelle nicht sparen, denn das Sonnenbad zählt zu den effizientesten der Stadt. Der Deckungsbeitrag liegt nach Angaben von Hilner bei 40 Prozent und damit etwa doppelt so hoch wie bei anderen Freibädern. „Wir haben einen großen Freundeskreis, der Mitgliedsbeiträge zahlt, und etliche Sponsoren. Außerdem erreichen wir mit mehr als 130 000 Besuchern im Jahr einen Spitzenwert.“