Freispruch im Lolita-Fall: „So eine Tat dürfte nicht verjähren“
Die Bewohner von Lolitas Heimatort sind fassungslos.
Scheid/Frauenkron. Wieder mal ist Lolita Brieger Dorfgespräch. Wie schon so oft in den vergangenen 30 Jahren. Doch dieses Mal kocht bei den Einwohnern ihres kleinen Heimatortes Frauenkron in der Eifel die Wut hoch.
Sie sind fassungslos: Der Mann, der Lolita Brieger im November 1982 getötet hat, wurde vor Gericht freigesprochen — weil die Tat zu lange zurückliegt und somit nicht mehr bestraft werden kann. „Ich finde diese extreme Ungerechtigkeit ganz schlimm“, sagt Monika Spuden am Tag nach dem Urteil in Frauenkron, einem Ortsteil der Gemeinde Dahlem im Kreis Euskirchen.
Knapp 500 Meter entfernt liegt der Hof des Bauern, dem in den vergangenen gut zwei Monaten der Prozess gemacht worden war. Die Rollladen seines Hauses sind heruntergelassen — im Dorf wird gemunkelt, er sei bereits wieder zurück. „Sein Bruder hat ihn abgeholt“, sagt Spuden. Nach neun Monaten Untersuchungshaft und einem Prozess, in dem er des Totschlags an seiner schwangeren Ex-Freundin Lolita schuldig gesprochen wurde — ohne aber dafür verurteilt werden zu können.
„So eine Tat dürfte nicht verjähren“, sagt ein 71-Jähriger aus Scheid, wo sich das Verbrechen vor fast drei Jahrzehnten zugetragen hatte. „Man müsste die Gesetze ändern.“ Trotzdem müsse man den Landwirt nun leben lassen. „Es wird sicher schwer für ihn, in Scheid zu leben“, sagt sein Verteidiger Heinz Neuhaus im Eifelstädtchen Bitburg. Ob der 51-jährige Landwirt in dem 140-Einwohner-Ort Scheid wohnen bleibe, sei noch offen. „Er hat sich noch nicht entschieden. Er muss zur Ruhe kommen.“
Für die Familie Brieger ist es kaum zu ertragen, dass der Mann, der ihre Tochter und Schwester auf dem Gewissen hat, wieder frei ist. „Ich habe keine Worte“, sagte Petra Brieger, eine Schwester von Lolita. Begegnen wolle sie dem Landwirt auf keinen Fall. Ihre 80-jährige Mutter und sie würden einen Bogen um Scheid fahren.