Heiße Pizza statt heißer Planet Erneut weltweite Klimaproteste zum Abschluss von Streikwoche
Berlin · Neuseeland, Südkorea, sogar Bangladesch - erneut gehen die Menschen weltweit für mehr Klimaschutz auf die Straße. In Deutschland sind es deutlich weniger als vergangene Woche. Ganz anders sieht es in einem anderen EU-Land aus.
Zum Abschluss einer internationalen Streikwoche haben am Freitag abermals Hunderttausende Menschen für mehr Klimaschutz protestiert. Während die Proteste in Deutschland diesmal verhaltener als vor einer Woche ausfielen, beteiligten sich vor allem in Italien besonders viele Menschen an den Kundgebungen. „Wir wollen eine heiße Pizza, aber keinen heißen Planeten“, hieß es unter anderem auf den Protestschildern in Mailand, wo allein schätzungsweise 150.000 Teilnehmer zusammenkamen. In Rom waren es nach Angaben der Organisatoren der Klimaschutzbewegung Fridays for Future sogar mehr als 200.000 - und insgesamt in Italien mehr als eine Million.
Zum Auftakt des Freitags versammelten sich Zehntausende Menschen auch in Neuseeland vor dem Parlament in der Hauptstadt Wellington. Auch in Südkorea, Indien und Bangladesch gab es Proteste. Im niederländischen Den Haag nahmen nach Schätzungen der Organisatoren später rund 35.000 vorwiegend junge Menschen an den Kundgebungen und der Demonstration durch die Stadt teil. Das waren weit mehr als erwartet. Wegen der Menschenmassen war der Hauptbahnhof für Stunden überfüllt.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur APA demonstrierten auch in Österreich insgesamt 65.000 Menschen, die Veranstalter sprachen sogar von 150.000 Teilnehmern. Auf einer Kundgebung in Wien mit Zehntausenden Teilnehmern setzten sich auch die Wiener Sängerknaben für den Kampf gegen die Erderhitzung ein.
In Stockholm, der Heimat der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg, kamen nach Angaben der Organisatoren 60.000 Menschen zu einem Protestzug zusammen. Insgesamt waren Aktionen und Kundgebungen an mehr als 100 Orten in dem Land geplant. Auch in anderen Teilen Skandinaviens wurde protestiert, darunter an mehr als 20 Orten in Finnland, wo nach Polizeiangaben allein mindestens 5000 Menschen zu einem Protest rund um das Parlament in Helsinki zusammenkamen.
Die Urlaubsinsel Mallorca erlebte die größte Klimakundgebung seit Beginn von Fridays for Future. Mehr als 5000 Menschen beteiligten sich nach Polizeiangaben an der Demonstration in Palma. Aktionen für mehr Klimaschutz fanden auch in vielen weiteren Städten Spaniens statt. In den Metropolen Madrid und Barcelona waren sie aber erst für Freitagabend angesetzt.
Nach Angaben von Fridays for Future sollten auch in mindestens 65 deutschen Städten Klimademonstrationen stattfinden. In Hamburg nahmen nach Angaben der Polizei 3200 Teilnehmer an der Kundgebung teil. In München beteiligten sich laut Polizei rund 2000 Menschen an einem Demozug durch die Innenstadt. In Nürnberg waren es 1200 Menschen, wie ein Polizeisprecher sagte.
Auch in zahlreichen nordamerikanischen Städten waren Proteste angekündigt, unter anderem in New York, wo Aktivistin Thunberg vergangene Woche vor Zehntausenden Menschen gesprochen hatte. Für den Klimastreik in dieser Woche reiste die Schwedin in die kanadische Großstadt Montreal. Dort soll sie am Nachmittag (Ortszeit - in der Nacht zum Samstag deutscher Zeit) auch eine Rede halten. Mit einem emotionalen Appell an Dutzende Staats- und Regierungschefs hatte Thunberg am Montag bereits den UN-Klimagipfel in New York geprägt.
Die Klimaproteste hatten einst in Stockholm begonnen: Im Alter von damals 15 Jahren hatte sich Greta Thunberg im August 2018 mit einem Protestschild mit der Aufschrift „Schulstreik fürs Klima“ vor das schwedische Parlament gesetzt, um die Politik zu mehr Klimaschutz aufzufordern. Daraus hat sich die internationale Klimabewegung Fridays for Future entwickelt. Den Protesten von überwiegend jungen Teilnehmern haben sich längst viele Erwachsene angeschlossen. Die Bewegung fordert von der Politik mehr Ehrgeiz im Kampf gegen die Erderhitzung und die drohende Klimakatastrophe. Vor allem müsse gemäß dem Pariser Klimaabkommen die globale Erwärmung auf unter 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit eingedämmt werden.
Thunberg selbst ist vor knapp einem Monat anlässlich diverser Klimagipfel per Hochsee-Segeljacht über den Atlantik in die USA gereist. Dort hielt sie am Montag bei den UN eine bewegende Rede, in der sie den Staats- und Regierungschefs der Erde eindringlich ins Gewissen redete und ihnen Versagen im Kampf gegen die Klimakrise vorwarf. In ihrer Heimat Stockholm war ihr am Mittwoch für ihr Engagement für mehr Klimaschutz der Alternative Nobelpreis der Right Livelihood Stiftung zugesprochen worden. Zum Ende der globalen Streikwoche wollte sie am Freitag an einer Großkundgebung im kanadischen Montreal teilnehmen.