Elf Städte, elf Brunnen Friesland hat eine neue Kunstroute

Leeuwarden (dpa) - Der Junge und das Mädchen schauen sich ernst an. Fast unwirklich weiß sind die sieben Meter hohen Köpfe, sie ragen aus einer magischen Nebelwolke hervor. „Liebe“ nennt der spanische Bildhauer Jaume Plensa diesen Brunnen.

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Er ist ein Blickfang in Leeuwarden, der Kulturhauptstadt Europas im Norden der Niederlande. Es ist einer von elf Brunnen, die am Freitag offiziell in Betrieb genommen wurden. Alle wurden von renommierten Künstlern aus aller Welt gestaltet. Jede der elf Städte in Friesland hat einen. Gemeinsam bilden sie eine neue Kunstroute.

In Sneek etwa dreht sich nun auf der Gracht vor der malerischen Kulisse des historischen Wassertores sehr poetisch eine Figur auf einem goldenen Ball, unterm Arm ein Füllhorn. „Fortunas Brunnen“ ist ein Kunstwerk des Deutschen Stephan Balkenhol. In Franeker schwebt ein filigraner goldener Himmelskörper vor der alten Kirche in einem Garten. Und in der Hafenstadt Harlingen wiederum speit ein gigantischer Wal aus Kunststoff und Beton mitten im Hafen Wasser.

Die modernen Kunstwerke schmieden ein neues Band für die elf Städte Frieslands. Das bisherige, fast mythische Band droht nämlich durch den Klimawandel für immer verloren zu gehen. Die elf Städte waren bislang verknüpft durch Wasser - oder besser gesagt Eis. Die „Elfstedentocht“ (die Elf Städte-Tour) ist der härteste Eis-Marathon der Welt. 200 Kilometer lang. Legenden ranken sich um dieses Rennen, das nur in ganz besonders strengen Wintern stattfinden kann, zuletzt war das 1997. Doch durch den Klimawandel sinkt die Chance für die „Elfstedentocht“ immer mehr.

Im Kulturjahr sollte das besondere Band der Städte neu geknüpft werden. „Die Brunnen sind auch ein Symbol für Wasser“, sagt die Kuratorin des Projekts „11Fountains“, Anna Tilroe. „Und sie sind zugleich ein Symbol für Gemeinschaft, denn Brunnen sind Treffpunkte.“

„11Fountains“ ist das Prestigeprojekt des Kulturjahres, doch zugleich auch nicht unumstritten. Die Friesen waren nicht gerade begeistert, dass kein einziger friesischer Künstler gefragt worden war. Außerdem ging manchen Bürgern der Eingriff in ihre vertraute Stadt zu weit.

So sammelten Einwohner in Bolsward etwa Unterschriften gegen „Die Fledermaus“ des Belgiers Johan Creten. Diese breitet nun vor der alten Kirche groß und mächtig ihre Flügel aus. Alle Befürchtungen waren umsonst. Denn sie wirkt so gar nicht wie ein bedrohlicher Vampir. „Die Fledermaus ist auch ein Symbol für Schutz“, sagt der Künstler Creten. Auf der Rückseite baute er eine Treppe, so dass Besucher den Brunnen besteigen können. „Ich will, dass sie ihn anfassen, liebkosen“, sagt er. Je mehr der Brunnen angefasst wird, umso goldener wird er.

In jeder Stadt entschieden Bürger mit über den Standort und den Entwurf. Die Künstler versuchten auch, einen direkten Bezug zur Geschichte des Ortes herzustellen. Der deutsche Stephan Balkenhol musste an ein Füllhorn denken, als er die reich verzierten Häuser im mittelalterlichen Sneek sah. „Das Füllhorn ist eine Metapher für Wohlstand und Glück,“ sagt er. „Aber es weist auch auf weniger glückliche Zeiten.“

Die US-Amerikanerin Jennifer Allora und ihr Partner Guillermo Calzadilla entwarfen für die Hafenstadt Harlingen einen gigantischen Wal und erinnern damit an den Walfang, jahrhundertelang eine Einkommensquelle der Fischer. „Wenn die Flut kommt, verschwindet er fast im Wasser“, sagt die Künstlerin. „Dann wird es ein abstraktes Kunstwerk.“

Die elf Brunnen sollen auch Besucher aus dem In- und Ausland verlocken, die Kulturschätze Frieslands zu entdecken. Mit dem Bus, auf Rollschuhen, mit dem Fahrrad oder dem Boot. Und wenn es doch noch mal friert, auch auf Schlittschuhen.