Frühwarnung vor Unwettern

Neues Wetterradar bei Jülich misst sogar die Größe der Regentropfen.

Jülich. 34 Meter hoch ragt der neue Turm mit dem Wetterradar des Forschungszentrums Jülich auf der Sophienhöhe in den Himmel. Die Anlage für Niederschläge und Windmessungen wird als Frühwarnsystem für Hochwasser und Unwetter dienen und detaillierte Daten zu den Auswirkungen des Klimawandels auf lokale Ökosysteme liefern. Am Montag wurde die Anlage offiziell in Betrieb genommen.

Wenn der Himmel seine Schleusen öffnet, kann das Ergebnis verheerend sein. Regen, Stark-regen und Hagel vernichten ganze Ernten, lassen Flüsse über die Ufer treten und Keller voll Wasser laufen - mit oft zerstörerischen und kostspieligen Folgen.

Das Wissen um Zeitpunkt und Art des Niederschlags kann da Schlimmeres verhüten helfen, ist jedoch oft mit Unsicherheiten verbunden. "Niederschlag ist das schwierigste vorhersehbare Wetterphänomen", sagt Uwe Kirsche vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach.

Mit einem neuartigen Wetterradar können Wissenschaftler in Jülich Niederschläge jetzt sehr viel genauer messen und voraussagen. "Das Radar kann bei Regen auch die Tropfengröße messen. Daraus werden dann die exakten Niederschlagsmengen berechnet", teilte das Forschungszentrum Jülich mit.

Die neue 1,4Millionen Euro teure Anlage ist Teil des deutschlandweiten Langzeitprojekts "Tereno" der Helmholtz-Gemeinschaft. Sie gilt als bislang umfangreichste Untersuchung der langfristigen Folgen des Klimawandels auf regionaler Ebene. Die Wetterdaten fließen aber auch in Wettervorhersagen und Hochwasserwarnungen ein.

"Das Radar misst sehr viel genauer, wo welcher Niederschlag fällt. Wir können nun den Ort auf etwa 200 Meter genau eingrenzen und außerdem vorhersagen, ob es regnen oder hageln wird", sagte der Koordinator, Heye Bogena. Die Art der Wetterradare, wie sie der Deutsche Wetterdienst betreibe, könnten nur auf einen Kilometer genau messen und gäben keine Informationen über die Art des Niederschlags. Das Jülicher Radar steht auf einer knapp 300Meter hohen Abraumhalde des Braunkohletagebaus Hambach im Kreis Düren.

Neben den Wissenschaftlern soll auch der Deutsche Wetterdienst von der neuen Anlage profitieren. Die Wetterdaten aus einem Radius von 100 Kilometern fließen in Wettervorhersagen und Hochwasserwarnungen ein. Einen Nutzen sollen auch die Wasserwirtschaftler haben. Die Betreiber der 16 Talsperren im Umland könnten mit den Daten die Steuerung der Talsperren optimieren. Der Turm dient auch noch einem weiteren gemeinnützigen Zweck: Die Kommunale Datenverarbeitungszentrale Rhein-Erft-Rur nutzt den Turm als Basis eines Richtfunknetzes für einen verbesserten Datentransfer zwischen den umliegenden Kommunen.