„Füße verdienen gute Schuhe“
Kim Himer ist mit ihren 23 Jahren eine der jüngsten Maßschuhmacherinnen Deutschlands. Sie betreibt Geschäfte in Düsseldorf und in Köln.
Düsseldorf. Ein Schuh, mag er noch so abgewetzt sein, fordert Kim Himer heraus. „Ich sehe sofort, ob es sich um einen guten Schuh handelt oder nicht. In beiden Fällen tue ich alles, um ihn optimal wieder herzurichten.“
Die 23-Jährige hat in der Düsseldorfer Innenstadt ein Atelier für Maßschuhe. Ihr Alltagsgeschäft sind aber Reparaturen. Den „Schuhtick“ hat sie von Vater Axel Himer, der ihr Lehrmeister war.
Schleifmaschine, Nähmaschine, Polierbürste, Hammer, Messer, Sohlenpresse — Kim Himers nützliche Helfer drängen sich in ihrer kleinen Werkstatt an der Friedrichstraße.
Sie schiebt ein Fenster auf, wenn Kunden kommen. Viele sind dann überrascht: Eine so junge Frau repariert die Schuhe? „Inzwischen trauen mir die meisten“, lacht Kim Himer, „sie wissen, dass ihre Lieblingsschuhe bei mir in guten Händen sind.“
Die Jung-Unternehmerin hat neben ihrem Geschäft in Düsseldorf ein zweites in Köln aufgebaut. Seit 2004 ist der Meisterbrief für Schuhmacherinnen nicht mehr verbindlich vorgeschrieben. Kim Himer will ihn trotzdem demnächst machen.
Die Kompetenz, die sie bei der Instandsetzung von Schuhwerk bewiesen hat, brachte inzwischen auch Maßschuh-Kunden, die mal so richtig gut zu ihren Füßen sein wollen. Handgefertigte Schuhe kosten mindestens 2.500 Euro das Paar, aber dafür halten sie meist einen ganzen Lebensweg aus — bei guter Pflege. Genau daran hapert es aber oft: Viele Leute achten zu wenig auf ihr Schuhwerk, sagt Himer.
Sie würden mindere Qualität kaufen und benutzten weder Schuhspanner noch Bürste und Creme. „Schuhe erzählen viel über ihre Träger. Ich wundere mich manchmal, dass Menschen teuer gekleidet sind mit Anzug oder Kostüm. Nur bei den Schuhen wurde gespart“, sagt die Expertin. Dabei „verdienen Füße gute Schuhe“.
Das Modellbuch der Werkstatt bietet viel Auswahl an klassischen und modischen Schuhen. Halbschuhe mit Schnallen, Lochung, aus Wild- oder Glattleder. Stiefeletten, Pumps, Sportschuhe.
Mit ihrem Vater hat Kim Himer schon prominente Füße bekleidet: etwa die der Schauspieler Ralf Möller und Erol Sander sowie von Koch Johann Lafer.
Fest steht, dass sich Axel Himer nicht um seinen Nachwuchs sorgen muss. Denn nicht nur Kim eifert ihm nach. Auch ihre 17-jährige Schwester Nicola geht nun in die Schuhmacherlehre.