Fußballprofi und Erdogan-Kritiker Deniz Naki auf der A 4 beschossen

Der in Düren aufgewachsene Fußballspieler Deniz Naki gilt als Kritiker der Regierung in Ankara und geht von einem politisch motivierten Angriff aus.

Der deutsch-türkische Fußballprofi Deniz Naki hatte sich via Facebook für Kurden starkgemacht.

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Düren. Der deutsch-türkische Fußballprofi Deniz Naki ist auf der Autobahn 4 bei Düren aus einem fahrenden Wagen beschossen worden. Die Aachener Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen wegen versuchter Tötung gegen unbekannt aufgenommen. Auf das Auto des 28-Jährigen — er gilt als Kritiker der türkischen Regierung — seien mehrere Schüsse abgegeben worden, sagte Staatsanwältin Katja Schlenkermann-Pitts. „Wir ermitteln in alle Richtungen.“

Deniz Naki macht gerade Heimaturlaub. Er spielt in der Türkei Profifußball, dort ist er für die einen ein Staatsfeind, weil er sich regimekritisch äußert. Für die anderen dagegen ist er ein Held, weil er die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan kritisiert.

Am späten Sonntagabend ist Naki in seiner Heimat von einem oder mehreren Unbekannten auf der Autobahn beschossen worden. Gegen 23 Uhr war er ohne Begleiter auf der A 4 in Fahrtrichtung Köln unterwegs. In Aachen hatte er einen Freund besucht. Kurz vor Düren wurde Naki nach eigenen Angaben von einem anderen Auto aus beschossen. „Ich hätte sterben können. Und es hat ja nicht viel dazu gefehlt. Ich wusste immer, dass so etwas kommen kann. Aber dass mir so etwas in Deutschland passiert, damit hätte ich nie gerechnet“, sagte Naki der „Welt“.

Als die Schüsse fielen, habe er sich sofort weggeduckt und sei dann rechts auf den Standstreifen gerollt, schildert er. „Ich hatte Todesangst!“ Die Schüsse seien aus einem schwarzen Kombi abgefeuert worden, der auf der linken Spur etwas hinter ihm gefahren sei. „Eine Kugel traf mein Auto in der Mitte am Fenster, der andere Schuss landete in der Nähe des Reifens.“ Er wisse nicht, ob es ein Anschlag auf sein Leben oder nur eine Drohung gewesen ist, sagt Naki, der unverletzt blieb. Der Führer des schwarzen Kombis sei nach den Schüssen weitergefahren. Naki hat den Wagenlenker nach seinen Aussagen nicht erkennen können. Er rief die Polizei und erstattete Anzeige: „Ich glaube, dass es hier um eine politische Sache geht.“ Weil er sich pro kurdisch äußere, sei er in der Türkei „eine laufende Zielscheibe“. Er gehe davon aus, dass ein Agent des türkischen Geheimdienstes hinter dem Anschlag stecken könnte „oder ein anderer, dem meine politische Haltung nicht passt“.

Die Staatsanwaltschaft Aachen ermittelt inzwischen auch wegen eines versuchten Tötungsdelikts. Eine politisch motivierte Tat sei nicht auszuschließen. Nakis Hinweise auf einen politischen Hintergrund nehme man sehr ernst, sagte Schlenkermann-Pitts.