Ganz Deutschland bibbert
Der kälteste Dezemberbeginn seit fast 40 Jahren entfacht Spekulationen: Stehen wir vor einem Jahrtausendwinter?
Berlin/ Düsseldorf. Eisiger Wind, Schnee und klirrender Frost - der Dezember hat so kalt wie schon lange nicht mehr begonnen. Zum meteorologischen Winterbeginn wurden in vielen Teilen Europas Rekordtemperaturen gemessen.
In NRW war es der kälteste Dezemberbeginn seit 1973: Im Rheinland sank das Thermometer in der Nacht zu Mittwoch stellenweise auf minus sieben Grad, in Paderborn gar auf minus neun.
Noch härter trifft es die Menschen in Ostdeutschland, die oft bei zweistelligen Minusgraden bibbern. Bis zu minus 17,5 Grad meldete der Deutsche Wetterdienst (DWD) zum Beispiel aus Sachsen. In Schleswig-Holstein hatten Autofahrer vor allem mit Schneeverwehungen zu kämpfen. Im Osten des Bundeslandes blieben einige Schulen geschlossen.
Weil Lastwagen nicht durchkamen, gab es im Großhandel erste Engpässe bei Obst und Gemüse. Vor allem Lieferungen aus Spanien blieben wegen der winterlichen Straßenbedingungen in Frankreich aus.
Auch der Flugverkehr war beeinträchtigt, da mehrere europäische Flughäfen wegen Schneefalls zeitweise schließen mussten. Die deutschen Flughäfen blieben geöffnet. Bei der Bahn gab es vor allem im Fernverkehr Verspätungen.
Entwarnung gibt es noch nicht: Am Donnerstag soll es auch in NRW erneut schneien. Und es bleibt zumindest bis Samstag bitterkalt. In der Nacht zu Freitag muss mit Temperaturen bis zu minus zehn Grad gerechnet werden. Am Donnerstag könnten insbesondere im Bergischen Land bis zu fünf Zentimeter Neuschnee hinzukommen. Im Rheinland wird mit etwas weniger Schnee gerechnet.
Sozialverbände forderten Kommunen auf, Notunterkünfte für Obdachlose bereitzustellen. In Düsseldorf können Menschen ohne Wohnung und ohne Platz in einer der regulären Obdachlosen-Unterkünfte zum Beispiel täglich ab 18.30 Uhr die Bergerkirche in der Altstadt aufsuchen.
Bei der Kälte haben Prognosen Konjunktur, die vor einem bevorstehenden "Jahrtausendwinter" warnen. Dieses eisige Szenario geht vor allem auf russische Meteorologen zurück. "Im Januar und Februar werden im europäischen Teil des Landes Temperaturen von minus 30 Grad wohl keine Seltenheit sein", sagte etwa Alexander Frolow von der Wetterbehörde Rosgidromet.
Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes halten davon jedoch nichts. "Die Langfristprognose steckt noch in den Kinderschuhen", betont Martin Jonas vom DWD. Daher seien solche Vorhersagen nicht seriös.
Wie der Klimaforscher Erich Roeckner vom Max-Planck-Institut für Meteorologieie erklärt, hängt der Winter in Deutschland zu einem großen Teil von der Nordatlantischen Oszillation ab, der Schwankung des Luftdrucks zwischen Island und den Azoren. Ist sie groß, pfeift stärkerer Westwind und es wird milder. Wie sich das im Januar oder Februar entwickeln wird, könne man nur raten.