Geiselnehmer nach zehn Stunden überwältigt
Spezialkräfte der Polizei stürmten die Kindertagesstätte in Köln, in der der Täter den Leiter der Einrichtung bedrohte.
Köln. Erleichterung nach Stunden der Angst und Ungewissheit: Mit einem Messer bewaffnet nimmt ein Mann am Freitagvormittag den Leiter einer Kölner Kindertagesstätte als Geisel. Erst am Abend, nach mehr als zehn Stunden, kommt endlich die gute Nachricht — die Polizei überwältigt den Mann und befreit den Kita-Leiter.
Die Kinder und Erzieherinnen, die sich zum Zeitpunkt der Geiselnahme in dem Gebäude aufgehalten hatten, waren schon vorher in Sicherheit. Sie konnten schnell ins Freie flüchten. Warum der Mann die Geisel nahm, blieb zunächst unklar.
Alles geschieht rund um die Kindertagesstätte in der Osloer Straße 1 in Köln-Chorweiler. Die Polizei versperrt alle Wege. Das Feld gehört vermummten Spezialkräften der Polizei.
Nur ihre Augen sind hinter Sturmhauben und Helmen zu erkennen, die Männer sind bewaffnet und tragen dicke Schutzwesten am Leib. Direkt bis vor den rot geklinkerten Flachbau gehen die Polizisten. Darin hat der Geiselnehmer den Leiter der Kita in seiner Gewalt.
Am Morgen müssen sich dramatische Szenen abgespielt haben. Als die Gefahr deutlich wurde, waren die Kinder und ihre Erzieherinnen einfach rausgelaufen. Die Tochter seiner Cousine gehe in die Kita, erzählt Philipp Houben, einer der wenigen Fußgänger auf der abgesperrten Straße.
„Sie hat wohl nur erzählt, dass sie auf einmal rausgerannt sind“, berichtet er. Die Kleine habe die Dramatik gar nicht richtig mitbekommen. 85 Jungen und Mädchen im Alter zwischen einem und sechs Jahren besuchen die Einrichtung in dem als Problemviertel bekannten Stadtteil Chorweiler. Wegen der Osterferien sind weniger Kinder als sonst in der Einrichtung — nur 17.
Um 8.50 Uhr war ein Notruf bei der Polizei eingegangen, in der Kita gebe es einen lauten Streit. Ein Fluchtauto und eine hohe Summe Bargeld wolle der Mann, berichtet ein Polizeisprecher. Die Polizei hat Kontakt mit dem Täter und der Geisel.
Eine Hochhaussiedlung rahmt den Kindergarten auf drei Seiten ein. Einige Bewohner schauen von ihren bunten Balkonen herab. Polizisten in martialischer Schutzuniform marschieren am Spielplatz vorbei. Dutzende Polizeiautos fahren vor. Immer mehr Polizisten in Zivil kommen dazu. Unter ihnen Fachleute, sogenannte Verhandler. Und immer mehr Material wird zum Einsatzort gebracht, auch zwei schwarze, mannshohe Container.
Am Abend knallt es plötzlich an der Kita, Spezialkräfte der Polizei stürmen das Gebäude. Ein Schuss trifft den Geiselnehmer in die Schulter. Er wird überwältigt, seine Geisel befreit. Erleichterung macht sich breit in Köln-Chorweiler.