Geldregen über Spanien: Katalanen im Glück

Madrid (dpa) - Vorzeitige Bescherung in Spanien: Kurz vor Heiligabend hat die Weihnachtslotterie einen Geldregen über das Land niedergehen lassen. Die größte Lotterie der Welt schüttete bei der Ziehung der Glückslose Gewinne von insgesamt 2,3 Milliarden Euro aus.

Besonders gut meinte die Glücksgöttin Fortuna es mit der Region Katalonien. In der Gegend um katalanische Hauptstadt Barcelona war ein großer Teil der Lose verkauft worden, die den Hauptgewinn - genannt „El Gordo“ (der Dicke) - erhielten.

Der „Dicke“, für den es einen Gewinn von jeweils drei Millionen Euro gibt, entfiel auf die Lose mit der Nummer 79 250. Da alle Losnummern jeweils 195-mal verkauft wurden, wird auch „El Gordo“ 195-mal ausgezahlt. 60 Lose davon hatte der Kneipenbesitzer José Antonio Maldonado in Pallejá bei Barcelona an seine Stammgäste verkauft. Damit brachte er in der 11 000-Seelen-Gemeinde eine Summe von 180 Millionen Euro unter die Leute. „Ich weiß, dass vielen meiner Gäste infolge der Arbeitslosigkeit das Wasser bis zum Hals steht“, berichtete der Kneipier. „Nun fühle ich mich wie Robin Hood. Vor lauter Glück habe ich so geheult, wie nie zuvor in meinem Leben.“

Mehrere Gewinner feierten ihr Losglück vor der Stammkneipe. In Barcelona selbst dagegen wahrten die Glücklichen Zurückhaltung und feierten den Gewinn lieber daheim. Die Besitzerin einer Lotteriestelle, die mehrere Glückslose verkauft hatte, berichtete: „Ich habe einige Kunden angerufen, von denen ich weiß, dass sie gewonnen haben. Aber keiner von ihnen wollte herkommen. Alle haben Angst davor, im Fernsehen zu erscheinen.“ Im nahegelegenen Cerdanyola del Vallès gewann ein Arbeitsloser den „Dicken“ genau an dem Tag, an dem seine Unterstützung auslief.

Da ein ganzes Los 200 Euro kostet, kaufen die Spanier sich normalerweise nur Anteile in Form von Zehntel-Losen oder teilen sich Gemeinschaftslose mit Freunden und Kollegen. Dies hat zur Folge, dass die Millionengewinne nicht auf Einzelne entfallen, sondern Fortuna ihr Füllhorn über ganze Ortschaften oder Stadtviertel ausschüttet. Auf diese Weise verhilft die Weihnachtslotterie Zehntausenden von Spaniern zu einer vorzeitigen Bescherung.

Die diesjährige Glückszahl ist die höchste, die in der fast 200-jährigen Geschichte für den „Dicken“ gezogen wurde. Die Losnummern reichen bis 85 000. Der zweite Preis in Höhe von je einer Million Euro pro Los ging an die Nummer 00 147. „Die Lose mit dieser Nummer waren wir nur schwer losgeworden“, berichtete eine Losverkäuferin in Madrid. „Die zwei Nullen am Anfang gefielen den Leuten nicht.“ Für den Kauf der Lose gaben die Spanier nach Angaben der staatlichen Lotteriegesellschaft in diesem Jahr 2,7 Milliarden Euro aus, 0,26 Prozent weniger als 2009. Die Gewinne, die auf nicht verkaufte Lose entfallen, gehen an die Staatskasse. Zudem kassiert der Fiskus 25 Prozent der Einsätze. 70 Prozent werden als Gewinne ausgeschüttet, die übrigen 5 Prozent erhalten die Betreiber der Lotteriestellen.

Die diesjährige Ziehung war die letzte, die unter alleiniger Regie des Staates vorgenommen wurde. Die spanische Regierung hatte beschlossen, die staatliche Lotteriegesellschaft teilweise zu privatisieren.

Die Weihnachtslotterie ist nicht nur die größte, sondern auch die älteste Lotterie der Welt. Ihre Anfänge gehen auf das Jahr 1763 zurück. In der heutigen Form wird sie seit 1812 ausgespielt. Den Namen „Weihnachtslotterie“ erhielt sie aber erst 1892.