Genscher und Sky du Mont als „Schlitzohren“-Duo
Mülheim/Ruhr (dpa) - Marketingexperten würden einen karitativen Verein sicherlich nicht „Club der Schlitzohren“ taufen. Denn Verwechslungen gibt es immer wieder. Als „Spitzohren“, „Schlitzaugen“ oder „Filzohren“ werden die Träger des „Goldenen Schlitzohrs“ in Mülheim gern bezeichnet.
Dabei machte der ehemalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher bei der Preisverleihung am Freitag in der Mülheimer Stadthalle deutlich, worum es eigentlich geht. „Wichtig ist, was zwischen den Schlitzohren steckt“, sagte Genscher in seiner Laudatio für den diesjährigen Preisträger Sky du Mont.
Der 63 Jahre alte Schauspieler aus Hamburg habe nicht nur ein cleveres Köpfchen, sondern auch ein Herz für die Armen und Schwachen, sagte Genscher. Zusammen mit seiner Frau Mirja kümmere er sich um ein Patenkind aus Mauretanien, zudem setze er sich für die Tierschutzorganisation „Peta“ ein. Mit der Auszeichnung habe ihn der Mülheimer Club gleichzeitig in eine „Gilde des Charakteradels“ aufgenommen, so Genscher. Das Preisgeld spendet Sky du Mont an zwei Einrichtungen: 5000 Euro gehen an die „Arche“ in Hamburg und 20 000 Euro an eine Tagesstätte, in der sprachbehinderte Kinder betreut werden.
Auf der Bühne lieferten sich du Mont und Genscher einen Schlagabtausch mit der Qualität einer Büttenrede. „Genscher - für mich menschlich ein Vorbild, moralisch eine Instanz, politisch eine Ikone, modisch - lass' ich mal weg.“ Da lächelte auch Genscher, der unter der Anzugjacke seinen gelben Pullunder trug.
Spitzbübisch gab sich Genscher auch auf der Bühne: Als ihn die Mülheimer Bürgermeisterin Renate aus der Beek (SPD) mit „Doktor“ begrüßte, ließ sich der ehemalige Außenminister eine Spitze auf die Diskussion um die Dissertation von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg nicht nehmen: „Sie haben mich mit Doktor angeredet, dabei habe ich nicht promoviert - sicherheitshalber. Ich habe zwar einen Ehrendoktortitel, aber dafür musste man nichts schreiben.“
Genscher hat die „Schlitzohr“-Auszeichnung 1992 selbst erhalten. In der Leistung des Vereins sehe er „eine Bilanz der Menschlichkeit und des humanen Engagements“. Der „Schlitzohr“-Club hilft Kindern in mehr als 80 Ländern. Bisherige Preisträger waren unter anderem Sir Peter Ustinov, Ephraim Kishon, Thomas Gottschalk, Mario Adorf, Karl Kardinal Lehmann, Johannes Rau, Sandra Maischberger und Helge Schneider.