Erst gerettet — drei Tage später geheiratet
Ein Lichtblick in der Tragödie: Am Dienstag musste Emma Howard sechseinhalb Stunden unter Trümmern ausharren. Am Freitag trat sie in Christchurch vor den Traualtar.
Christchurch. Sie schauen noch immer so, als könnten sie ihr Glück kaum fassen: Vor drei Tagen noch grub Chris Greenslade mehr oder weniger mit bloßen Händen nach seiner verschütteten Verlobten Emma Howard, befürchtete das Schlimmste nach dem verheerenden Erdbeben im neuseeländischen Christchurch.
Nun küsst er sie unter dem Applaus von Freunden und Verwandten vor der katholischen King-Kirche. „Ich finde keine Worte“, sagt Howard. Ein paar blaue Flecken und Kratzer auf ihrem Rücken deuten an, welch dramatische Stunden hinter ihr liegen.
Das Drama hatte am Dienstagmittag begonnen: Die Buchhälterin Howard saß gerade in ihrem Büro im Pyne-Gould-Hochhaus, als die Erde zu beben begann. Sie wurde von der Wucht der Erschütterungen vom Stuhl geschleudert — das war ihr Glück. Sekunden später stürzte die Decke auf den Schreibtisch, an dem sie gerade noch gesessen hatte. Dann gab auch der Boden unter ihren Füßen nach.
Wenig später lag die junge Frau eingeschlossen, aber ohne ernste Verletzungen, unter den Trümmern. Sie konnte noch ihr Handy bedienen und schickte ihrem Verlobten eine SMS. Doch die klang offenbar gar nicht so dramatisch. „Er dachte wohl, er fände mich vor dem Gebäude und könnte mich gleich mit nach Hause nehmen“, erzählte die Braut am Freitag Reportern. Doch als Chris Greenslade um die Ecke bog und auf die Trümmer blickte, wurde ihm schlagartig klar, wie ernst die Situation wirklich war.
Mit bloßen Händen wühlte er sich durch die Gesteinsbrocken, rettete mehrere Verletzte. Nur seine Emma blieb verschwunden. Erst sechseinhalb Stunden nach dem Beben konnte er sie endlich in seine Arme schließen. Feuerwehrleute hatten sie befreit.
Die schon vor der Katastrophe geplante Hochzeit wollte das Paar trotz des Dramas nicht absagen. Sie hätten sich gesagt: „Jetzt erst recht.“ Alle eingeladenen Gäste waren am Freitag da. Unter ihnen einer, der ebenfalls aus Erdbeben-Trümmern gerettet worden war. Die Hochzeitsmesse begann mit einer Schweigeminute.