Geschmacksexplosion unter Wasser
Traben-Trarbach (dpa) - Die Tafel für die Weinprobe ist festlich gedeckt: Auf dem weißen Tischtuch stehen Kerzenleuchter und Weinkühler, in Körben liegen Käse und Baguette bereit.
Doch die Gäste kommen nicht in Abendgarderobe, sondern nehmen in Taucheranzügen mit Flossen und Atemmasken Platz. Fast vier Meter tief sind sie am Sonntag für die weltweit erste Unterwasser-Weinprobe abgetaucht.
Im Sportbecken eines Hallenbads in der Moselstadt Traben-Trarbach in Rheinland-Pfalz verkosteten Weinfreunde fünf Rieslinge. Nur: Der Wein wurde nicht aus Gläsern getrunken, sondern mit Mehrwegspritzen in den Mund gespritzt. Käse und Baguette waren aus Plastik.
„Die reinste Geschmacksexplosion“, schwärmte Tauchlehrer Werner Lamberti (51). Da Sinne wie Auge und Nase unter Wasser abgeschaltet seien, schmecke der Wein noch intensiver. „Ganz anders“, meinte auch die Traben-Trarbacher Stadtweinkönigin Vanessa Trossen (20) nach dem Tauchgang. „Man nimmt neue Geschmacksrichtungen wahr, weil man sich nicht von seiner Nase leiten lassen kann.“ Reece Hornibrook, Winzer des Römerhofs, der die Weine anstellte, meinte dagegen: „Unter Wasser fehlen die feinen Details.“
Die Idee zur Weltpremiere kam Lamberti zusammen mit dem Leiter der Touristen-Information Traben-Trarbach, Matthias Holzmann. „Wir wollten einfach wissen, ob man Wein unter Wasser trinken kann“, sagte Holzmann, der mit dem Tauch- und Weinteam ins Guinness-Buch der Rekorde will. Insgesamt fünf Tauchgänge sollte es am Sonntag und am 18. Dezember geben. Der feucht-fröhliche Spaß, der pro Person 95 Euro kostet, sei bereits ausverkauft.
Für einige der sechs ersten Gäste der Unterwasser-Weinprobe war es auch eine Tauch-Premiere. Per Crashkurs wurden sie innerhalb von wenigen Minuten ins Abtauchen eingeführt, bevor es mit der 20-Kilo-Montur in die Tiefe zum nachgestellten Weinkeller ging. „Die größte Überwindung ist es, unter Wasser das Mundstück herauszunehmen, um den Wein in den Mund zu spritzen“, sagte Lamberti. Bleigewichte hielten den Tisch am Boden - und zogen die Tauchschüler nach unten.
Mit dabei auch Astrid Schales aus dem rheinhessischen Flörsheim-Dalsheim. Als Geschäftsführerin des Weinguts Schales und Hobby-Taucherin habe sie die nasse Weinprobe doppelt gereizt. „Der Geschmack ist doch etwas eingeschränkt“, sagte sie danach. Sie bevorzuge die klassische Variante.
Gut, dass nach der Unterwasser-Probe alle Weine noch einmal an Land gekostet werden konnten. Ein Erlebnis war es allemal: „Unter Wasser in Ruhe zu schweben ist der beste Ausgleich zum stressigen Alltag. Und je verrückter, desto mehr Spaß“, sagte Lamberti.