Affäre Wulff - Der Film: Premiere für „Der Rücktritt“
Berlin (dpa) - Zwei Jahre nach dem Rücktritt Christian Wulffs vom Amt des Bundespräsidenten kommt die Affäre als Doku-Drama ins Fernsehen.
Am Montagabend war „Der Rücktritt“ im Berliner Kino International erstmals öffentlich auf der Leinwand zu sehen. Das Premierenpublikum reagierte mit großem Beifall. Am 25. Februar zeigt Sat.1 den Film um 20.15 Uhr.
Kai Wiesinger und Anja Kling sind Christian und Bettina Wulff. Es geht um die letzten 68 Tage der beiden als Präsident und First Lady. Er wolle Wulffs Verhalten nicht bewerten, sagt Wiesinger, der den gescheiterten Bundespräsidenten als Getriebenen darstellt: passiv, ratlos, überfordert.
Den Startschuss gibt der Bericht über Wulffs Hauskredit von der Unternehmergattin Edith Geerkens. Die „Bild“ hat es herausgefunden, und weitgehend folgt der Film dem Buch der „Bild“-Journalisten Martin Heidemanns und Nikolaus Harbusch.
Produzent Nico Hofmann würdigte vor dem Premierenpublikum deren Recherche: „Ohne diese Faktengenauigkeit wäre der Film nicht möglich gewesen“, sagte er. Sat.1-Fiction-Chef Jochen Ketschau erinnerte daran, dass ARD und ZDF das Projekt nicht haben wollten. „Ich danke den Öffentlich-Rechtlichen.“
Immer wieder wechseln Dokumentar-Szenen und Spielsequenzen ab. Regisseur Thomas Schadt nannte den Wulff-Film ein „Eingeschlossenen-Drama“. Er wollte erzählen, was damals in den entscheidenden Tagen im Schloss Bellevue passiert ist. „Für jede Szene gibt es jemanden, der bezeugen kann, dass es etwa so abgelaufen ist“, sagte er einmal.
Der Rücktritt Wulffs vom Amt des Bundespräsidenten hat - vor genau zwei Jahren am 17. Februar 2012 - die Republik erschüttert, Fragen aufgeworfen, die längst nicht beantwortet sind, von denen manche immer noch die Gerichte beschäftigen. War Wulff Opfer einer Medienkampagne, oder doch eher Täter, weil er viele Fehler gemacht und deren Tragweite massiv unterschätzt hat? „Der Rücktritt“ mischt Realität und Fiktion: So gelingt ein Blick hinter die Kulissen. So könnte es gewesen sein.
Etwa der Anruf Wulffs auf die Mailbox von „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann (Hans-Jochen Wagner). Wulff bittet um Aufschub der Berichterstattung und droht: Es werde Krieg geben. Klar, wenn es den einen großen Fehler gegeben hat, dann war es dieser Anruf. Produzent Hofmann hat diesmal, im Gegensatz zu seinem Von-und-zu-Guttenberg-Stück „Der Minister“ keine Satire abgeliefert, sondern eben ein Doku-Drama. Zu Lachen gibt es da nicht viel, zum Nachdenken schon.