„Anna“-Darstellerin Silvia Seidel gestorben

München (dpa) - Die Schauspielerin Silvia Seidel, die als Star der Ballett-Fernsehserie „Anna“ bekanntwurde, ist tot. „Ich kann es traurigerweise nur bestätigen“, sagte am Montag ihre Agentin Cornelia Hartmann von der ZAV Künstlervermittlung in München.

Wie die 42-Jährige ums Leben kam, war zunächst nicht offiziell zu erfahren. Nach Informationen der Tageszeitung „tz“ wurde die Schauspielerin bereits vergangene Woche leblos in ihrer Küche gefunden. „Wir haben keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft München I.

Seidel war 1987 als junges Mädchen in der Rolle einer Ballettschülerin mit der ZDF-Serie „Anna“ berühmt geworden. Als Teenagerin begeisterte die gebürtige Münchnerin ein Millionenpublikum. Die Serie wurde sogar fürs Kino verfilmt.

Als Lohn gab es unter anderem einen Bambi und die Goldene Kamera. An der Seite von Patrick Bach spielte die Schauspielerin mit den langen, blonden Haaren die talentierte Ballerina, die eine Wirbelverletzung erleidet, sich aber durch harte Arbeit trotzdem eine Karriere als Tänzerin erkämpft. Silvia Seidel war fortan ein Star - viele Mädchen ließen sich damals von der Ballettbegeisterung anstecken und stürmten die Tanzschulen.

Für den 44-jährigen Bach war die Todesnachricht ein Schock. „Mich trifft das genauso unvorbereitet wie wohl die meisten anderen“, sagte der Darsteller, der in „Anna“ als Rainer in die junge Tänzerin verliebt war. Lange habe er Silvia Seidel nicht gesehen. „Aber vor wenigen Wochen hatten wir ein gemeinsames Casting. Und wir hatten Spaß zusammen.“

Trotz des Erfolges versuchte Seidel, sich von dem „Anna“-Image zu lösen. „Ich weiß genau, was ich will, und nichts anderes werde ich tun: Rollen spielen, die mir gefallen und hoffen, dass ich in diesen Rollen den Leuten gefalle“, gab sie sich als 20-Jährige selbstbewusst.

Doch das mit dem Selbstbewusstsein erwies sich als schwierig, große Rollen blieben aus. So wie viele andere Kinderstars konnte sie nicht mehr an ihre ersten Erfolge anknüpfen. Sie spielte in diversen Filmen und trat im Theater auf. 1992 dann ein Schicksalsschlag: Ihre Mutter nahm sich das Leben. „Sie litt unter einer Krankheit, die schlimmer als Aids und Krebs zusammen ist: unter Depressionen“, erklärte Seidel ein Jahr nach dem Suizid.

Für das einstige Jugendidol folgten schwierige Jahre. Auch finanziell hatte die Schauspielerin zu kämpfen. Die Illustrierte „Freizeit Revue“ schrieb im März 2011 gar von einem „bitteren Absturz“. „Ich bin oft arbeitslos und weiß dann nicht, wovon ich die Miete zahlen soll“, hatte Seidel dem Blatt anvertraut. „Ich bin schon froh, wenn ich als freier Schauspieler überhaupt Arbeit bekomme. Es ist schwer, davon zu leben.“

In den vergangenen Jahren spielte Seidel in diversen Fernsehserien mit, etwa in „Weißblaue Geschichten“, „Forsthaus Falkenau“ oder „Die Rosenheim Cops“. Im Herbst hätte sie zudem eine Theatertournee begonnen. „Zumindest beruflich wäre es weitergegangen“, sagte ihre Agentin Hartmann.

Für die Münchner Gastwirtin Maria Mukalovic kam der Tod ihrer Freundin und Stammbesucherin deshalb auch völlig überraschend. Tagelang hatte sie das Licht in Seidels Wohnung brennen sehen, sich aber keine Gedanken gemacht. „Ich dachte: Vielleicht lernt sie wieder für eine Rolle“, sagte sie der „tz“. So bleibt die große Frage, warum die einst so umschwärmte Schauspielerin so früh gestorben ist. Auch Patrick Bach kann Seidels Tod nicht so recht fassen: „Wir sind in einem Alter, wo man eigentlich noch reichlich vor sich haben kann.“