Autor Rafael Seligmann gibt neue Zeitung heraus

Berlin (dpa) - Eine neue englischsprachige Zeitung soll ein internationales Publikum über das heutige jüdische Leben in Deutschland informieren.

„Juden in Deutschland sind mehr als nur die Erinnerung an den Holocaust“, sagte der Journalist und Schriftsteller Rafael Seligmann, der die „Jewish Voice from Germany“ (Jüdische Stimme aus Deutschland) gemeinsam mit anderen Journalisten gegründet hat. Die Zeitung soll erstmals am 2. Januar erscheinen und vierteljährlich in einer Auflage von 30 000 Exemplaren vor allem an Leser in den USA verschickt werden. Fast 70 Jahre nach dem Nationalsozialismus wolle die Zeitung zeigen, dass jüdisches Leben in Deutschland „eine Renaissance erlebt“.

„Ich wünsche mir, dass wir miteinander informierter umgehen“, sagte Seligmann, dessen Romane und Essaywerke wie etwa „Rubinsteins Versteigerung“ oder „Der Musterjude“ heftige Kontroversen über die Rolle der Juden in der deutschen Nachkriegsgeschichte auslösten. In den USA werde das Leben der Juden in Deutschland noch sehr stark über Themen wie alte und neue Nazis sowie den Antisemitismus beschrieben. „Wir wollen nichts beschönigen, aber zeigen, dass es in der 2000-jährigen deutsch-jüdischen Geschichte mehr gibt als den Holocaust.“

Allein in Berlin lebten wieder 12 000 Juden. Bundesweit gehören rund 106 000 Menschen jüdischen Glaubensgemeinden an. Es bestehe die Gefahr, dass die Juden in der Diaspora nur als „Gemeinschaft der Opferangehörigen“ wahrgenommen werden, sagte Seligmann.

Geplant sind in der Zeitung Beiträge aus Politik, Kultur und jüdischem Leben in der Bundesrepublik. Zu den Adressaten gehören etwa US-Parlamentarier, Akademiker, Rabbiner und Nachkommen von deutschen Zuwanderern sowie andere Interessierte an der Bundesrepublik. Die Gestaltung des Blattes, das in Deutschland gedruckt und per Post vertrieben wird, hat der preisgekrönte Zeitungsdesigner Lukas Kircher übernommen.

Die Zeitung erhalte keine öffentlichen Gelder und finanziere sich ausschließlich über Werbung. Man wolle auch Abos anbieten. „Jewish Voice“ sei politisch und redaktionell unabhängig und keine Konkurrenz etwa zur „Jüdischen Allgemeinen“, die vom Zentralrat der Juden in Deutschland herausgegeben wird.

In einem Beirat hat Seligmann Unterstützer versammelt, darunter den früheren Gruner+Jahr-Vorstandschef Gerd Schulte-Hillen und FDP-Generalsekretär Christian Lindner.