„Babylon Berlin“ mit Volker Bruch und Liv Lisa Fries

Berlin (dpa) - Die Stummfilmpianistin spielt das Lied von Mackie Messer, im Saal des Berliner Kinos Babylon liegt eine gewisse Aufregung in der Luft. Das 20er-Jahre-Ambiente passt.

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Die Darsteller der historischen Serie „Babylon Berlin“ sollen vorgestellt werden. Nicht nur die Fans der Krimis von Volker Kutscher sind gespannt, wer den Kommissar und seine Freundin spielen wird. Schon seit Jahren ist die Verfilmung der Bestseller mit Regisseur Tom Tykwer im Gespräch.

Am Mittwoch werden ein paar Geheimnisse gelüftet: Volker Bruch (35, „Unsere Mütter, unsere Väter“) wird als Kölner Kommissar Gereon Rath im Berlin der späten 20er Jahre ermitteln. Liv Lisa Fries (25, „Sie hat es verdient“) wird seine Freundin Charlotte sein, in den Büchern eine sehr lässige Frauenfigur. 2017 wird die Serie bei Sky laufen, 2018 im Ersten.

Das Budget klingt rekordverdächtig. „Unter 40 Millionen“, sagt Produzent Stefan Arndt. Zwei Staffeln mit acht Folgen à 45 Minuten sind geplant. Zunächst wird Kutschers erstes Buch „Der nasse Fisch“ verfilmt. Da ist also noch reichlich Stoff: Es gibt bereits vier weitere Bände.

Obwohl die Quoten für teure Produktionen im klassischen Fernsehen oft enttäuschend sind, lässt das Serienfieber in Deutschland nicht nach. Gerade hat Amazon verkündet, dass Matthias Schweighöfer für den Internetriesen die Serie „Wanted“ dreht. Der Produzent Nico Hofmann („Deutschland 83“) hat bei der Berlinale den Mehrteiler „Ku'damm 56“ im Gepäck. In der Berliner Schaubühne kommt am Sonntag die dänische Serie „Borgen“ ins Theater. Serien sind für manche das, was früher Romane waren.

„Babylon Berlin“ ist wohl das ehrgeizigste deutsche Projekt. „Wenn man es macht, kann man es nur opulent machen““, sagt ARD-Programmdirektor Volker Herres. „Think big!“ Etliche Tonnen Stahl sollen in den Straßen-Kulissen von Babelsberg verbaut werden. Gedreht wird von April bis Jahresende in Berlin und Nordrhein-Westfalen. „Wie viel das wirklich kostet, wissen wir erst in einem Jahr“, sagt Regisseur Tykwer. „Wir drehen 200 Tage!“

Zum Vergleich: Ein „Tatort“ entsteht an 21 Tagen und kostet um die 1,4 Millionen Euro. „Babylon Berlin“ ist das erste Projekt, bei dem ein öffentlich-rechtlicher Sender so mit einem Bezahlsender zusammenarbeitet. Ein Modell für die Zukunft? „Warum nicht?“, sagt Carsten Schmidt, Chef von Sky Deutschland. Herres sagt für die ARD: „Berührungsängste haben wir nicht.“

Degeto-Chefin Christine Strobl kennt die Vorlieben der Seriengucker - möglichst viele Folgen auf einmal, im Fachjargon „binge watching“ genannt. „Wir sind sogar so verwegen, mehrere Folgen an einem Abend auszustrahlen“, sagt Strobl. Beta-Film-Chef Jan Mojto meint, „Babylon Berlin“ müsse sich hinter großen internationalen Serien nicht verstecken.

Die große Frage wird: Gelingt es Tykwer und seinen Kollegen Achim von Borries und Hendrik Handloegten, die Atmosphäre aus Kutschers Büchern einzufangen? Die Krimis sind extrem gut recherchiert: vom wilden Nachtleben mit dem „Tanz auf dem Vulkan“-Gefühl bis zur Polizeiarbeit in der „Roten Burg“, dem Präsidium mit dem legendären Kriminalisten Ernst Gennat.

Wer den dicken Gennat, den „Buddha“ mit der Vorliebe für Kuchen, spielen wird, steht noch nicht fest. Der Kommissar-Darsteller Volker Bruch will es angesichts des riesigen Projekts halten wie der Straßenkehrer aus „Momo“: Er denkt erst einmal immer nur an den nächsten Besenstrich.