Bushido sät Hass und findet es lustig
Der Berliner Rapper beleidigt in einem Lied Prominente. Grünen-Politikerin Künast sieht „Aufruf zu Gewalt und Mord“.
Berlin. Bushido hat wieder Stress — und scheint sich darüber zu freuen. Der Rapper sorgt mit einem neuen Lied für Aufsehen. Eines ist schon jetzt sicher: Sein musikalischer Tabubruch bringt ihn ins Gespräch.
Dank schwulenfeindlicher Passagen, Gewaltdrohungen und Todeswünschen steht der umstrittene Musiker wieder im Rampenlicht. „Stress ohne Grund“ heißt der Song, und die Reaktionen darauf bestimmten am Wochenende die Schlagzeilen.
In dem Lied werden Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der FDP-Integrationsexperte Serkan Tören, Grünen-Politikerin Claudia Roth und Comedian Oliver Pocher namentlich genannt. Wowereit und Tören kündigten bereits Strafanzeigen an. Andere Politiker zeigten sich solidarisch, Grünen-Fraktionschefin Renate Künast sprach von einem „eindeutigen Aufruf zu Gewalt und Mord“.
Bushido selbst scheint die Aufregung zu amüsieren. Eifrig verbreitete er über sein Twitter-Profil Artikel und Kommentare zu der Diskussion weiter. Am Samstag postete der 34-Jährige ein Foto, das ihn mit der „Bild“-Zeitung und seinem Porträt auf der Titelseite zeigte. Nachdem das Video zu „Stress ohne Grund“ im Internet gesperrt worden war, kommentierte der Musiker: „Auch wenn Youtube das Video entfernt hat, haben wir die 1 000 000 Klicks in unter 48 Stunden geknackt!!!!“.
Ist es tatsächlich Kalkül und bloße Publicity für Bushidos Musik? Dass viele Fans die Aussagen von Lied und Video ernst nehmen, beweisen die Kommentare im Internet.
Bushido wurde schon früher auffällig. Erst 2012 hatten sich viele über den scheinbar geläuterten Bushido gewundert. Der Gangster-Rapper heiratete, wurde Vater, machte ein Praktikum im Bundestag und posierte mit Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) für ein Foto. Auch andere Politiker ließen sich mit Bushido ablichten — händeschüttelnd oder Arm in Arm.
Genau das kritisiert jetzt der Parlamentsgeschäftsführer der Grünen, Volker Beck, im „Handelsblatt“. „Ein Gewalt-Rapper, der gegen Juden, Homosexuelle und Frauen hetzt, darf vom vermeintlichen politischen Establishment nicht weiter hofiert werden.“ Beck forderte auch, Bushido den Integrations-Bambi abzuerkennen, den ihm der Burda Verlag 2011 verliehen hatte. Die Jury-Entscheidung hatte schon damals für heftige Diskussionen gesorgt. Schlagerstar Heino gab seinen Bambi aus Protest zurück.
Zuletzt machte der 1978 in Bonn geborene Anis Mohamed Ferchichi, wie Bushido mit bürgerlichem Namen heißt, vermehrt negative Schlagzeilen. So bekam der Rapper im Mai Ärger mit den Steuerbehörden. Ermittler durchsuchten zehn Wohn- und Geschäftsräume in der Hauptstadt und im Berliner Umland.
Musikalisch hörte man zuletzt dagegen wenig. Die Kritiken zu seinem letzten Album „Amyf“ fielen eher durchschnittlich aus. „Wenn man so will, ist das der rote Faden auf Anis Ferchichis Gesamtwerk: Jammern auf hohem Niveau“, hieß es auf laut.de. „Amyf“ erreichte 2012 dennoch den ersten Platz der Albumcharts.
Grund zum Jammern sieht Bushido derzeit nicht. Einen Artikel der Zeitung „Die Welt“ mit der Überschrift „Bushido ist ein Aufmerksamkeitsparasit“ kommentierte er: „Hahaha das hat meine Laune aufgeheitert“.