Cecelia Ahern: Auch Männer lesen meine Bücher

München (dpa) - Cecelia Ahern ist erst 32 Jahre alt - und gilt seit Jahren als irische Antwort auf Rosamunde Pilcher. Schon mit ihrem Debütroman „P.S. Ich liebe Dich“ katapultierte sie sich an die Spitze der Bestsellerlisten und in die Bücherschränke träumerischer Frauen auf der ganzen Welt.

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Jetzt folgt sie der Britin Pilcher auch noch auf einem anderen Weg: An diesem Sonntag zeigt das ZDF in der Reihe „Herzkino“ mit „Zwischen Himmel und hier“ den ersten von zwei Filmen, für die Ahern die Geschichten geschrieben hat. Im Interview der Nachrichtenagentur dpa in München spricht die Irin über ihre Erfahrungen mit dem deutschen Fernsehen und über die Tricks der Männer, die heimlich ihre Bücher lesen.

Frage: Es ist das erste Mal, dass Sie für einen deutschen Fernsehsender arbeiten. Wie kam es dazu?

Antwort: Ich wurde vor zwei Jahren gefragt, ob ich Interesse habe und habe sofort Ja gesagt. Ich hab ja schon vorher einmal für das Fernsehen gearbeitet und die US-Sitcom „Samantha Who?“ geschrieben - und das hat mir großen Spaß gemacht. Es ist schon eine Ehre für eine Nicht-Deutsche, etwas für das deutsche Fernsehen kreieren zu dürfen.

Frage: Gab es viele Vorgaben?

Antwort: Schon ein paar. Sie wollten auf jeden Fall, dass die Geschichten in Irland spielen, sie wollten verschiedene Charaktere - und so musste ich mich an bestimmten Punkten orientieren. Das habe ich vorher noch nie gemacht. Und es war eine interessante Herausforderung.

Frage: Sie konnten also nicht so kreativ sein?

Antwort: Nein, das glaube ich nicht. Ich musste sehr kreativ sein - nur einfach viel mehr kooperieren als ich es sonst gewohnt bin. Ansonsten ist das Schreiben eine sehr einsame Sache. Ich wollte meine eigene Stimme und meine eigenen Ideen behalten und trotzdem den Bedürfnissen des ZDF gerecht werden.

Frage: Arbeiten Sie für ein deutsches Publikum anders als für ein amerikanisches oder irisches?

Antwort: Nein, nicht wirklich. Die Menschen mögen meine Bücher, weil sie sich mit den Charakteren identifizieren können und das scheint sich von Land zu Land nicht großartig zu verändern. Im Grunde kommt es uns doch auf die gleichen Ängste, Wünsche, Leidenschaften und Hoffnungen an. Was ich seit „P.S. Ich liebe Dich“ gelernt habe, ist: Völlig egal, was in meinem Kopf vorgeht - jemand anders denkt das auch. In diesem Fall habe ich aber schon einige augenzwinkernde Klischees über Irland eingebaut, die ich vielleicht für ein irisches Publikum nicht unbedingt gebraucht hätte.

Frage: Stimmen den die Klischees über Iren und das romantische Irland?

Antwort: Das ist für mich als Irin schwer zu sagen, aber Irland scheint schon ein Ort zu sein, den Künstler aufsuchen, um kreativ zu sein. Es ist inspirierend, das merke ich auch. Kein so kleines Land hat so viele Schriftsteller hervorgebracht. Ich denke schon, dass es ein romantisches Land ist. Mir erzählen immer wieder Frauen, dass sie nach Irland reisen, weil sie hoffen, dort ihre große Liebe zu finden. Entweder ist Irland romantisch - oder es zieht einfach romantische Menschen an.

Frage: Wären Sie heute eine andere Schriftstellerin, wären Sie nicht in Irland geboren?

Antwort: Gute Frage, aber ich glaube nicht. Ich bin der Mensch, der ich bin, wegen der Menschen, die mich geprägt haben.

Frage: Haben Sie auch männliche Leser?

Antwort: Überraschenderweise gibt es die, ja. Das meine ich sarkastisch. Denn ich schreibe nicht für Frauen, ich schreibe Geschichten. Und die sind für alle Menschen. Wenn ein Mann eine Geschichte schreibt, ist sie doch auch nicht nur für Männer geschrieben. Vor allem in Deutschland kommen sehr viele Männer zu meinen Lesungen. Wissen Sie, was die tun? Die nehmen den Umschlag vom Buch ab, damit niemand sieht, was sie da lesen.

Frage: Fühlen Sie sich als „Frauen-Schriftstellerin“ abgestempelt?

Antwort: Das passiert manchmal, ja. Es würde doch niemand auf die Idee kommen, zu sagen, ein Buch von einem männlichen Autor ist nur für Männer, aber sobald eine Frau etwas schreibt, sagen alle: Das geht doch um Frauenkram, das ist nur für Frauen. So ist es doch immer, wenn eine Frau irgendetwas tut. Ich hasse die Vorstellung, einem kompletten Geschlecht zu sagen: Das Buch ist nicht für euch.

Frage: Kritiker halten Ihre Bücher für kitschig und klischeehaft. Warum sagen die das?

Antwort: Weil sie die Bücher nicht gelesen haben. Nicht alle meine Bücher sind romantisch. Mein letztes ging um das Streben einer Journalistin, eine große Story zu schreiben. Es ging nicht um zwischenmenschliche Liebe, sondern um ihre Liebe zum Schreiben. Andere Bücher wie „P.S.: Ich liebe Dich“ sind natürlich ganz klar Liebesgeschichten, aber dafür muss ich mich doch nicht schämen. Liebe ist nunmal wichtig in unser aller Leben. Wenn man sich verliebt, ist das doch ein riesiger Teil des Lebens. Menschen sind wie sie sind, weil sie gerade verliebt sind, nicht verliebt sind, in den Falschen verliebt sind, von ihren Eltern geliebt oder nicht geliebt wurden.

ZUR PERSON: Cecelia Ahern ist die Tochter des ehemaligen irischen Ministerpräsidenten Bertie Ahern. Mit ihrem Debüt-Roman „P.S. Ich liebe Dich“ schoss sie 2004 an die Spitze der Bestsellerlisten. Seitdem hat sie zahlreiche Romane veröffentlicht und die US-Serie „Samantha Who?“ entwickelt. Die 32-jährige ist verheiratet und hat zwei Kinder.