Doch sein Stil: „Topmodels“ startet mit Joop

München (dpa) - Die Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten und „Germany's Next Topmodel“ haben zwei Dinge gemeinsam. Erstens: Sie kommen in schöner Regelmäßigkeit wieder. Zweitens: Damit es nicht langweilig wird, gibt es öfter mal was Neues.

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Der Bundespräsident wechselt die Weihnachtsdeko, Heidi Klum ihre Mit-Juroren. Diesmal darf Modeschöpfer Wolfgang Joop mitmachen.

„Er ist eine Bereicherung für meine Sendung“, freut sich Jury-Chefin Klum (40) vor dem Staffelstart am Donnerstag (6. Februar, 20.15 Uhr, ProSieben). Dass der 69 Jahre alte Designer gemeinsam mit der gebürtigen Rheinländerin und Thomas Hayo das schönste Mädchen Deutschlands sucht, ist ein Coup für die „Topmodel“-Macher. Bislang zählte Joop zu den prominentesten Kritikern der Sendung. „Dieser Exhibitionismus und dieses Vorführen junger Mädchen ist nicht mein Stil“, sagte er noch vor zwei Jahren der Nachrichtenagentur dpa. Und: Klum hätte ihn gerne in der Show, er habe jedoch abgelehnt, da das Format nicht zu ihm passe.

Seine Meinung hat Joop offensichtlich gründlich revidiert - und da ist er nicht der Erste. Schlagerstar Marianne Rosenberg beschwerte sich 2008 über das Genre Castingshow: „Da wird nur Einheitsbrei produziert, und den Jurymitgliedern geht es vor allem um sich selbst. Dort findet genau das statt, wogegen ich immer angekämpft habe.“ Heute sitzt die 58-Jährige („Er gehört zu mir“) in der Jury von „Deutschland sucht den Superstar“.

Auch Fernseh-Gigant Thomas Gottschalk (63) tappte in die Lästerfalle. Ebenfalls 2008 sagte er dem „Spiegel“, an den vielen Castingshows nerve ihn „die Tatsache, dass dort Leute vorgeführt werden, die man eigentlich vor sich selbst in Schutz nehmen sollte.“ Vier Jahre später suchte er gemeinsam mit Dieter Bohlen „Das Supertalent“ auf RTL.

Immerhin begründete Gottschalk seine Kritik aus alten Tagen überraschend aufrichtig. „Ich habe das „Supertalent“ früher hauptsächlich deswegen beschimpft, weil mir diese Show regelmäßig meine eigene Quote zersägt hat“, sagte er 2012 erneut dem „Spiegel“.

Auch Joop versucht, seinen Sinneswandel zu erklären. Wegen des gestiegenen Interesses an Castingshows sei es wichtig, jungen Mädchen einen realistischen Einblick ins Modelbusiness zu geben, erklärte er der „Märkischen Allgemeinen“. „Ich habe eine starke pädagogische Verantwortung, schließlich bin ich selbst Vater von zwei Töchtern“, sagte er außerdem.

Von Joops pädagogischen Methoden kann sich jeder am Donnerstag selbst ein Bild machen. Dann laufen sie wieder auf dem Catwalk, die Topmodels von Heidi Klum. Darunter auch die 18-jährige Betty, die es einem Zeitungsbericht zufolge aus einer betreuten Einrichtung für Jugendliche in die Show geschafft hat. Mit zehn Jahren kam sie in ein Kinderheim im brandenburgischen Trebbin, wie die „Bild“-Zeitung am Mittwoch schrieb. Jetzt lebt die Abiturientin dem Bericht zufolge in der Einrichtung. Ihre Mutter sei auch Model gewesen, habe sich selbstständig gemacht und sei dann pleitegegangen. Sie habe für ihre Tochter nicht mehr sorgen können, berichtet die „Bild“.

Betty ist eines der 16 Mädchen, die bereits auf der Homepage von ProSieben vorgestellt wurden. Nach der ersten Folge am Donnerstag kommen insgesamt 25 Kandidatinnen weiter.

Wer des „Topmodel“-Spektakels nach acht Staffeln ein wenig überdrüssig geworden ist, kann zum Beispiel auf RTL umschalten. Dort startet um 21.15 Uhr die deutsche Ärzteserie „Schmidt - Chaos auf Rezept“ mit Lucas Gregorowicz. Dass es ein Privatsender einmal wieder mit einer heimischen Produktion versucht, ist überraschend - fast so sehr wie Joops Teilnahme bei den „Topmodels“.