Das Leben als Revue: 100 Jahre Axel Springer
Berlin (dpa) - Champagnerlaune statt Bierernst: Mit einer bunten Show hat das Medienhaus Axel Springer an den vor 100 Jahren geborenen Firmengründer erinnert und bis in den frühen Donnerstag den runden Geburtstag in Berlin gefeiert.
Zwei Stunden lang ließ der Verlag am Mittwochabend das Leben des Zeitungszaren als Nummernrevue auf der Bühne vorbeiziehen - Bundespräsident Joachim Gauck und die Verlegerin Friede Springer feierten zusammen mit rund 1000 Zuschauern Einfälle und Darsteller, darunter Alt-Rocker Udo Lindenberg, „Mr. Tagesschau“ Wilhelm Wieben und Bandleader Max Raabe.
In der von der Polizei weiträumig abgeriegelten Verlagszentrale in Berlin-Kreuzberg ging nach der Show dann das Fest bis spät in die Nacht weiter. Zu den Gästen gehörten Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU), die stellvertretende Bertelsmann-Aufsichtsratsvorsitzende Liz Mohn und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Auch Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, der Verleger Hubert Burda und seine Ehefrau Maria Furtwängler sowie der Dichter und Sänger Wolf Biermann kamen.
Ein Leben als Revue hatte Vorstandschef Mathias Döpfner angekündigt. „Passt besser zu Ihnen“, diktierte Döpfner - in T-Shirt und Jeans nicht wirklich feierlich gekleidet - einen virtuellen Brief an den Verlagsgründer im Jenseits.
Und dann nahmen unter der Regie des Hamburger St. Pauli Theaters Schauspieler die Rollen von Springers Wegbegleitern und Verleger-Kollegen ein. Herbert Knaup spielte den Verleger, Leslie Malton seine letzte Ehefrau und heutige Verlegerin. Die Zeitreise zeichnet den Aufstieg Springers zum Zeitungszaren nach - von den Anfängen in Hamburg bis zu seinem Tod 1985. Den Fall der Mauer erlebte Springer nicht mehr.
„Und von wem wurden Sie verfolgt“, fragt der britische Besatzungsoffizier den jungen Mann, der sich nach dem Krieg bei den Alliierten um eine Zeitungslizenz bemüht. „Nur von den Frauen“, erwidert Springer.
Ob die Anfänge der „Bild“-Zeitung, die Reise nach Moskau, auf der Springer dem sowjetischen Machthaber Chruschtschow seinen Plan für die deutsche Einheit vorlegt, die Studentenproteste gegen Springer - das Drehbuch von „B.Z.“-Chefredakteur Peter Huth wollte den Verleger aus dem „Klischee-Kerker erlösen“, wie Ko-Autor Benjamin von Stuckrad-Barre sagte. Die Revue zeigt Springer als Kalten Krieger, genialen Verleger und Lebemann, der die Frauen sehr liebte. „Du bist nicht die Erste“, singt dazu Max Raabe.
Springer hatte den Verlag nach dem Krieg gegründet, 1952 schuf er mit der „Bild“-Zeitung das Flaggschiff und die meistgelesene Zeitung in Deutschland. Er galt als einer der profiliertesten Medienmacher der Bundesrepublik. Zur Zeit der Studentenrevolte in den 60er Jahren wurde er aber auch heftig wegen der Attacken des Boulevardblatts auf die Protestbewegung kritisiert.
Zum Jubiläum ist das Verlagshaus in bester Verfassung. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um zehn Prozent auf knapp 3,2 Milliarden Euro.