Deutsche so glücklich wie lange nicht mehr
Berlin (dpa) - Die Deutschen sind nach einer Studie so glücklich wie seit zehn Jahren nicht mehr. Sieben von zehn möglichen Punkten vergaben sie im Durchschnitt für die persönliche Lebenszufriedenheit - und dabei gleichen sich Ost und West immer weiter an.
Das geht aus dem ersten Glücksatlas Deutschland hervor, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Er basiert zum großen Teil auf Daten des Sozio-Ökonomischen Panels (SOEP) von 2009. Die zufriedensten Deutschen leben demnach in Hamburg - am wenigsten glücklich sind die Menschen in Thüringen.
Im Ranking von 19 deutschen Regionen schneiden die östlichen Bundesländer in Sachen Lebenszufriedenheit zwar schlechter ab als Teile des Nordens und des Südens, aber generell gilt: „Ost-Deutschland holt auf, seit einigen Jahren werden die Unterschiede deutlich kleiner“, berichtete Studienleiter Prof. Bernd Raffelhüschen. Und: „Die Finanzkrise von 2008/09 hat insgesamt die Lebenszufriedenheit kaum getrübt.“
„Fast überall gilt außerdem: Frauen sind glücklicher als Männer“, ergänzt der Ökonom. Nur in Hannover sind die Männer - aus unbekanntem Grund - zufriedener. Außerdem gilt: Die Jüngeren bis 30 und die Menschen nach der Familienphase sind glücklicher. „Dazwischen hat das Glück eine Delle“, sagte Raffelhüschen.
Glücksfaktor Nummer eins ist meist eine sehr gute Gesundheit. Aber auch Menschen, die in Partnerschaften leben, regelmäßig Freunde treffen und Sport treiben, tut dies gut.
Größte Glückshemmnisse sind im Gegenzug Gesundheitsprobleme, Tod des Partners, ungewollte Arbeitslosigkeit und wenig Sozialkontakte. „Menschen, die keinen Job haben, sind sehr deutlich unglücklicher als Menschen, die gut beschäftigt sind“, sagte der Politologe und Studien-Mitarbeiter Max Höfer.
„Geld allein macht nicht glücklich, aber es hilft dabei“, sagte Raffelhüschen. Tatsächlich zeigt die Studie, dass ein höheres Einkommen auch eine höhere Lebenszufriedenheit mit sich bringt - allerdings nur bis zu einem gewissen Grad, dann setzt Gewöhnung ein.
Ergänzende Daten für den Glücksatlas, der im Auftrag der Deutschen Post erstellt wurde, ermittelte das Institut für Demoskopie Allensbach in einer repräsentativen Umfrage zum Stellenwert der Arbeit. Materielle Aspekte wie Einkommenshöhe oder Urlaub rangierten dabei nur im Mittelfeld. Wichtiger war vielen der Spaß an der Arbeit, die den eigenen Fähigkeiten entspricht und wertgeschätzt wird.
„Die wichtigste Erkenntnis für mich war, dass es in unseren Unternehmen offenbar zu wenig Kultur der Anerkennung gibt“, resümierte Allensbach-Geschäftsführerin Prof. Renate Köcher.