Die schwierige Suche nach neuen TV-Shows
Berlin (dpa) - Mehr als neun Millionen Zuschauer - Markus Lanz durfte sich zum Abschied von „Wetten, dass..?“ Ende 2014 noch einmal über reges Interesse freuen. Auf den letzten Metern startete das einstige Aushängeschild des ZDF, das unter ständig sinkenden Quoten litt, noch einmal durch.
Die Frage ist: Wird jemals wieder eine Show im guten alten Medium Fernsehen eine so hohe Anziehungskraft ausüben?
Versuche der TV-Sender, mit Neuentwicklungen von Samstagabendshows auf Publikumsfang zu gehen, gibt es: Allein das ZDF, das sich jahrelang auf seinen Magneten „Wetten, dass..?“ verlassen konnte, hat sich zwei neue Kreationen für den Samstagabend ausgedacht: Mit Johannes B. Kerners Show mit dem recht biederen „Das Spiel beginnt“ holte der Sender Anfang März über die Dauer von drei Stunden durchschnittlich rund 4,6 Millionen Zuschauer.
Und jetzt ein neuer Versuchsballon: „1000 - Wer ist die Nummer 1?“ heißt er und ist an diesem Samstag um 20.15 Uhr zu sehen. Die Show um Schnelligkeit, geistige Beweglichkeit, Wissen und eine Prämie von 100 000 Euro ist nicht live, lediglich aufgezeichnet, taugte aber deswegen schon als Gesprächsthema, wenn auch nicht wie vom Sender erhofft. Bei der Aufzeichnung kollabierte ein 61-jähriger Kandidat, von weiteren Verletzten war die Rede. Auch hier ist Kerner wieder Moderator, assistiert von Kate Abdo.
Und was tut sich bei der Konkurrenz, um am Samstagabend mitzumischen, vielleicht das „Wetten, dass..?“-Publikum abzugreifen? Die ARD setzt unter anderem im Herbst ihre Allzweckwaffe Jörg Pilawa (49) ein, der im Herbst einen Show-Dreiteiler mit dem Titel „Spiel für Dein Land“ präsentiert. Eine Eurovisionsshow, die ein wenig an das legendäre „Einer wird gewinnen“ mit Hans-Joachim Kulenkampff erinnert.
Beim auf jüngere Menschen fixierten Privatsender ProSieben ist von zwei neuen Shows im Herbst die Rede. Auch das mäßig gestartete Spielchen „Mein bester Feind“ mit Joko & Klaas wird fortgesetzt. Ein großes Geheimnis wird um Stefan Raab gemacht, der eigentlich dieses Jahr ein neues Projekt in Angriff nehmen wollte. Doch dies ist ganz offenbar ins Stocken geraten. Immerhin ärgert Raab am Samstag Kerner mit der Show „Der deutsche Eisfußball-Pokal 2015“, die parallel zu sehen ist. RTL setzt am Samstag „Deutschland sucht den Superstar“ entgegen. Was der Kölner Sender im Herbst außer einer neuen Staffel des Dauerlutschers „Das Supertalent“ zu bieten hat, ist offen.
Die große Innovation - Fehlanzeige? „TV-Shows, die nur in einem Medium stattfinden, haben aus meiner Sicht wenig Zukunft“, sagt die Hamburger Medienwissenschaftlerin Joan Kristin Bleicher. „Vielmehr stellt sich die Lagerfeuermentalität über die zeitgleiche Einbindung des Social Web in den Sendungsverlauf ein.“ Sie bezweifelt, dass es zu wenig Ideen gebe. Vielmehr: „Ich glaube, die Risikobereitschaft der Sendeanstalten, innovative Showformate in ihren Programmen zu präsentieren, ist sehr gering.“
„In den letzten Jahren ist doch sehr wenig Überzeugendes auf
den Markt gekommen“, beklagte Altmeister Frank Elstner jüngst in einem Interview mit der „Fernsehwoche“. Shows wie „Let's Dance“ oder „The Voice of Germany“ hätten zwar durchaus Höhepunkte. „Aber ein richtig tolles Ding, über das alle Leute am nächsten Tag sprechen, das fehlt. Darauf hoffe ich noch.“ Um den Nachwuchs an Moderatoren mache er sich keine Sorgen. „Aber tatsächlich darüber, dass im Fernsehen die falschen Formate aufgelegt werden.“
Nichts falsch machen kann man dagegen mit der Krimiware. Schon gar nicht das ZDF - Knifflige Fälle am Samstagabend garantieren Einschaltquoten von rund sechs Millionen, manchmal auch sieben oder acht. Shows sind dagegen labil. Und wenn jemals eine Krimikrise einsetzen sollte, dann gibt es immer noch den guten alten Thomas Gottschalk, der jüngst im „Stern“-Interview ein kleines Hintertürchen aufgestoßen hat mit der Bemerkung: „Wenn das ZDF auf die Idee kommt, am Heldengedenktag oder zur Feier "100 Jahre heute-journal" "Wetten, dass..?" als Event wiederzubeleben - dann ziehe ich gern noch mal in den Quotenkrieg.“
