Tod mit 89 Jahren Egon Hoegen ist tot: Die Stimme von der "7. Sinn"
Köln. Egon Hoegen hatte eine ungemein vertrauenerweckende Stimme. Deshalb war es erleichternd, wenn man ihm begegnete und dabei feststellte, dass er auch dementsprechend aussah. Er hatte das Gesicht zur Stimme: durch und durch seriös.
Am vergangenen Freitag ist der berühmte Nachrichtensprecher nun im Alter von 89 Jahren gestorben. Schon in den 50er Jahren kannte man seine Stimme - von der Ansage des „Internationalen Frühschoppens“ mit Werner Höfer. Immer live kündigte er „sechs Journalisten aus fünf Ländern“ an. Bundeskanzler Konrad Adenauer wunderte sich damals, wie jung er noch war: „Ach, Sie sind der Mann von dem Höfer, nä, sone junge Mann!“
Heute noch haben viele seine Stimme im Ohr, die meisten wohl aus der Verkehrserziehungssendung „Der 7. Sinn“. Es war ein besonderes Kunststück, dass der noch von Großmime Gustaf Gründgens (1899-1963) ausgebildete Bühnenschauspieler gerade in dem beschränkten Format der Fünf-Minuten-Sendung bleibenden Eindruck hinterließ.
Niemand konnte das Wort „gefährlich“ so bedrohlich aussprechen: mit langgezogenem „ä“. Und das Wort „Sicherheitsabstand“ so einschmeichelnd: mit einer kurzen Pause zwischen „Sicherheits“ und „abstand“. Seine Frau klagte später darüber, dass seine sonore Stimme durch das viele Rauchen gelitten habe. Er selbst stritt das ab.
Im Laufe der Jahre las er im „7. Sinn“ legendäre Sätze vor wie: „Männer, lasst eure Frauen öfter ans Steuer - aber nicht zu den Verkehrsspitzenzeiten!“ Das war in einer Folge aus den 70er Jahren, Thema: die Frau am Steuer. Die Texte waren nicht von ihm, noch nicht einmal von einem WDR-Redakteur, sondern sie kamen direkt von der Deutschen Verkehrswacht.
Glaubte er selbst daran, dass Frauen schlechtere Autofahrer sind? Die Deutsche Presse-Agentur fragte ihn das 2014 bei einem Besuch in seinem schönen Haus bei Köln - als seine Frau gerade mal in der Küche war. Seine Antwort: „Dass Frauen generell die schlechteren Autofahrer sind, ist natürlich vollendeter Quatsch. Aber hier, Madame“ - er machte eine Kopfbewegung in Richtung Küche - „die fährt oft so, dass ich denke: "Mein Gott, Mädchen, willst du mich früh zum Witwer machen?'“
„Der 7. Sinn“ lief ein halbes Menschenleben lang, von 1966 bis 2005. Dass die Sendung dann abgesetzt wurde, hielt Hoegen für eine krasse Fehlentscheidung. „Ich habe mit der Zeit so viele Menschen getroffen, die mir gesagt haben: 'Mit der Sendung haben wir richtig fahren gelernt.' Sowas schmeißt man doch nicht weg!“
Egon Hoegen selbst war immer ein vorbildlicher Autofahrer. Nie ein Punkt in Flensburg, nie ein Unfall. Seine Frau sagte über ihn: „Der Egon ist sehr korrekt gefahren. Zügig, aber sehr korrekt.“ Einmal allerdings fuhr er an Karneval in Köln zu schnell über eine Brücke. „Polizeikontrolle - zack. Und da habe ich mich dann zu einer wortreichen Erklärung hinreißen lassen, worauf der Polizeibeamte guckte: 'Sagen Sie mal, sind Sie nicht der Sprecher vom 7. Sinn?'“ Zahlen musste er den Strafzettel dann aber doch. dpa