Frank Schirrmacher mit 54 Jahren gestorben

Frankfurt/Main (dpa) - Der völlig überraschende Tod von Frank Schirrmacher hat Bestürzung ausgelöst: Der Mitherausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ erlag am Donnerstag mit nur 54 Jahren den Folgen eines Herzinfarkts.

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Das teilte der FAZ-Verlag mit.

Vertreter von Politik und Medien reagierten mit großer Anteilnahme. Bundespräsident Joachim Gauck schrieb Schirrmachers Frau, Rebecca Casati, Deutschland verliere einen herausragenden Journalisten und Publizisten. „Die Stimme der Vernunft, die Frank Schirrmacher in vielen Debatten verkörperte, wird uns fehlen.“

Schirrmacher war seit 1994 einer der Herausgeber der „FAZ“. Er prägte gesellschaftliche Debatten mit Artikeln und Bestsellern. „Wir sind tief erschüttert und fassungslos“, teilte FAZ-Mitherausgeber Berthold Kohler mit. „Das ist ein entsetzlicher Verlust für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.“

Auf ihrer Internetseite schrieb die „FAZ“: „Er war einer der scharfsinnigsten und profiliertesten Journalisten und Intellektuellen.“ Er habe ein feines Gespür für Zukunftsthemen gehabt und sei mit einer großen Gabe zur immer inhaltlich fundierten Zuspitzung ausgestattet gewesen. So habe er die „FAZ“ zum „Meinungsführer bei Fragen der gesellschaftlichen Bedeutung der Gentechnik, des demographischen Wandels und der Digitalen Welt“ gemacht.

Bekannt wurde Schirrmacher auch als Autor von Büchern wie „Das Methusalem-Komplott“, in dem er sich bereits vor zehn Jahren mit dem Problem der Überalterung auseinandersetzte. Im vergangenen Jahr kritisierte er in „Ego“, ein Fließband-Egoismus habe das gesamte Sozialwesen erobert.

Seine Bücher seien zu Bestsellern geworden, weil er es verstanden habe, komplexe Themen für ein breites Publikum aufzubereiten, würdigte ihn die „FAZ“ weiter und ergänzte: „Indem er das Feuilleton zu einem Forum der Zeitdiagnose ausbaute, war er ein Aufklärer in der besten Tradition des Wortes.“ Schirrmacher hinterlässt neben seiner Ehefrau auch zwei Kinder aus erster Ehe.

Bekannt war Schirrmacher als leidenschaftlicher Streiter und besessener Zeitungsmacher. 1959 als Sohn eines Beamten in Wiesbaden geboren, hatte er nach seiner Dissertation über Franz Kafka bei der „FAZ“ hospitiert, der er seither treugeblieben war. Die Leitung der „FAZ“-Redaktion „Literatur und literarisches Leben“ übernahm Schirrmacher 1989 als Nachfolger seines Mentors, des Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki. Mit ihm war Schirrmacher eng befreundet, seine Todesnachricht verbreitete er im vergangenen September als Erster - per Twitter.

1994 wurde Schirrmacher als Nachfolger von Joachim Fest zu einem der Herausgeber der „FAZ“ berufen, er war dort für Feuilleton und Wissenschaft verantwortlich. Im Jahr 2000 ließ er auf sechs „FAZ“-Seiten die letzte Sequenz des menschlichen Erbguts drucken. Die Aktion erregte bundesweit ebenso Aufsehen wie seine Weigerung, Martin Walsers umstrittenen Roman „Tod eines Kritikers“ vorab zu veröffentlichen.

Kurz nach der Todesnachricht gab es bereits eine Fülle von bestürzten Reaktionen. Der Präsident der deutschen Sektion der Schriftstellervereinigung PEN, Josef Haslinger, nannte Schirrmacher einen „erstaunlich kritischen Geist“, der seine Zeitung für viele kontroverse Themen geöffnet habe.