Frauen in TV-Serien: Immer noch viele Klischees
München (dpa) - Auf dem Fernsehbildschirm turtelt ein Pärchen. Leuchtende Farben, romantische Musik. Alles scheint perfekt, die beiden sind füreinander gemacht.
Doch der Fernsehzuschauer weiß: Das Glück hält nicht lange, im Hintergrund lauert schon das Böse. Und das Böse ist weiblich und am besten dunkelhaarig. Der Zuschauer muss nicht besonders clever sein, um das zu erahnen. Er braucht bloß schon einmal eine deutsche Serie im Nachmittags- oder Vorabendprogramm geschaut zu haben.
Telenovelas wie „Rote Rosen“ und „Sturm der Liebe“ - aber auch viele andere Serien - verfahren seit Jahren nach dem gleichen Muster. Wenn Familien zerstört oder Traumpaare auseinander gebracht werden sollen, dann kommt die immer gleiche weibliche Figur zum Einsatz. „Die dunkle, fiese Schwiegermutter aus dem Märchen ist so tief in uns verwurzelt, dass wir es gar nicht komisch finden, wenn das Böse immer weiblich ist“, erklärt „Sturm der Liebe“-Chefautor Peter Süß.
Die ARD-Erfolgsserie setzt seit der ersten Sendung auf Stereotypen - und das sehr erfolgreich. Die sympathische Heldin ist häufig blond. Ihr Traummann groß, gut aussehend, erfolgreich im Beruf. „Sturm der Liebe“ hat sich in mehr als 20 Länder verkauft. Das Format wurde bis nach Mexiko exportiert. Pro Folge rund um das Fünf-Sterne-Hotel „Fürstenhof“ schalten am Nachmittag etwa zwei Millionen Zuschauer ein. Am Ende jeder Staffel findet sich nach Intrigen und Wirrungen endlich das Traumpaar, das schon seit der ersten Folge feststeht.
„Ob Bitch, Girl next Door oder Material Girl - am Anfang steht immer ein archetypisches Frauenbild“, sagt Süß über die „Traumfrau“ jeder Staffel. Allerdings werde das Bild verfeinert und mit den Typen gespielt. Selbstverständlich gab es auch schon dunkelhaarige Heldinnen.
Allen Klischees zum Trotz würden Vorabendserien ein breiteres Bild zeigen, als das restliche TV-Programm, meint Maya Götz vom Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen in München. Frauen zwischen 50 und 60 Jahren würden für gewöhnlich im TV gar keine Rolle spielen. Serien jedoch zeigten unterschiedliche Generationen. Für Süß kein Problem: „Die "Golden Girls" hatten letztendlich auch nur Mädchenprobleme - und darauf kommt es an, um das Publikum zu erreichen“, meint er.
Dennoch, kritisiert Medienexpertin Götz, bleiben Frauen häufig in veralteten Machtstrukturen. Während der Mann im „Sturm der Liebe“ Chefkoch oder Geschäftsführer ist, arbeitet die Frau häufig als Beiköchin oder Zimmermädchen.
Götz hätte gerne mehr weibliche Vorbilder im Fernsehen, auch mal eine Chemielaborantin oder eine Handwerkerin. „Die Serie festigt das Frauenbild und kann die Zukunftsperspektive von Mädchen beeinflussen. Wer sie sieht, denkt, so muss das sein und verhält sich unterbewusst auch so“, erklärt sie. Sie würde sich mehr der sogenannten „CSI-Effekte“ wünschen. In den USA und auch in Deutschland war die Zahl von Studienanfängerinnen im Fach Forensik nach dem Start der amerikanischen Polizeiserie (Vox) nach oben geschossen.
Während sich die Zuschauer bei Serien wie „CSI“ gerne ein wenig fürchten, ist es bei den deutschen Vorabendserien eher das Gefühl von Sicherheit, was sie vor den Fernseher treibt. „Man fühlt sich gut, weil man als Zuschauer mehr weiß als die Figuren“, erklärt Götz. „Im Alltag ist es manchmal schwer den Überblick zu behalten. Bei der Serie kenne ich den Aufbau, weiß, wie alles funktioniert.“ Dem Zuschauer gibt das Sicherheit - zumindest für die eine Stunde am Tag.