Gauck: Habe „Lügenpresse“ in der DDR erlebt

Berlin (dpa) - Bundespräsident Joachim Gauck hat die Medien vor dem „Lügenpresse“-Vorwurf in Schutz genommen. Gleichzeitig forderte er die Journalisten dazu auf, kritisch über die eigene Arbeit nachzudenken.

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Verschwörungstheoretiker würden behaupten, dass die Presse in Deutschland gelenkt sei. „Das ist falsch“, sagte Gauck zur Verleihung des CIVIS-Medienpreises in Berlin laut dem vorab verbreiteten Redemanuskript. „Ich weiß, was „Lügenpresse“ ist. Ich habe sie erlebt - jahrzehntelang in der DDR.“

Gauck fragte zugleich, ob die Medien für eine solche Diffamierung einen Anlass geboten hätten. „Hat beispielsweise die Sorge vor der Stigmatisierung von Fremden bisweilen dazu geführt, über Kriminalität durch Migranten nur zögerlich zu berichten? Warum fanden etwa die Übergriffe von Köln in wichtigen Medien erst Tage später Erwähnung?“

Das Beste an der Debatte über die Wahrhaftigkeit der Medien sei die Debatte selbst, sagte der Bundespräsident. „Sie gibt den Medien Gelegenheit, sich zu hinterfragen und über die Standards des Journalismus neu nachzudenken.“ Dazu gehöre, das Informieren sauber vom Kommentieren zu trennen und sich nicht dazu hinreißen lassen, „wegen einer guten Sache, Fakten selektiv zu benennen.“

Mit dem europäischen CIVIS-Medienpreis werden herrausragende Medienbeiträge ausgezeichnet. In diesem Jahr sichtete die Jury dafür mehr als 900 Beiträge aus den Bereichen Fernsehen, Radio, Film und Internet zum Thema Migration und kulturelle Vielfalt. Die Preisträger sollten am Donnerstagabend bekannt gegeben werden.