Geglücktes Debüt in Düsseldorf
Neuer Moderator mit gelungener Premiere — trotz einiger Holperigkeiten.
Düsseldorf. Er hat es überstanden, hat alles gegeben — und ist nicht untergegangen. Das Debüt von Markus Lanz als Moderator von „Wetten, dass . .?“ war mit ähnlicher Spannung erwartet worden wie das neue i-Phone oder die Hochzeit von Kate und William. Im Dome in Düsseldorf herrschte eine Atmosphäre, als stünde nichts Geringeres als das „wichtigste Fernsehereignis des Jahres“ bevor. Viele der 1500 Zuschauer waren in edle Anzüge und Abendkleider gewandet.
Dass Druck auf dem 43-Jährigen lag, war Lanz anzumerken. Vorbereitete Sprüche („In Düsseldorf ist eine höhere Pelzdichte als in Grönland“ oder „Ich bin ein Moderator mit Migränehintergrund“) zündeten nur mäßig. Sie passen auch eher zu einem Thomas Gottschalk, der sie spontan und mit einem Augenzwinkern rüberbringt, als zum smarten, stets wohlbedachten Lanz.
Das ZDF hatte vor der Sendung angekündigt, vieles anders machen zu wollen: Doch die Neuerungen — bewegliches Sofa, mehr Wetten, Wettkandidaten während der Show auf der Bühne — veränderten die Sendung kaum. Es gab Wetten, Promi-Geplauder und Musikauftritte von Cro, den Toten Hosen, den Voca People und Jennifer Lopez, die sich, anders als zuvor angekündigt, doch nur kurz dazu herabließ, es sich auf der Couch bequem zu machen. Rafael und Sylvie van der Vaart — mit kurzem Kleid und Pferdeschwanz —, Comedian Bülent Ceylan, Star-Tenor Rollando Villazon, der auch schon bei Gottschalk häufig zu Gast war und mit seiner Mimik für Lacher sorgte, waren dankbare Gäste für Lanz.
Der stellte in seiner Talkshow-Manier Fragen, indem er die Gäste mit eigenen Zitaten konfrontierte. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft verriet, dass sie nach 20 Jahren Ehe nun endlich auch in Weiß heiraten wolle. Comedian Cindy aus Marzahn gab die Co-Moderatorin. Die Außenwette im Medienhafen mit dem Gold-Ruder-Achter präsentierte der „Switch“-Parodist Michael Kessler als Günther Jauch.
Es schien, als wolle das ZDF mit den beliebten und gesprächigen Gästen auf Nummer sicher gehen, ist doch der trockene Humor Karl Lagerfeld beim Publikum beliebt. „Kinder sind keine Haustiere“, war nur einer seiner markigen Sprüche. Lagerfeld stand Pate für die Kinderwette von Julian Zude aus Meerbusch, der ungeniert zugab, den Modeschöpfer nicht zu kennen. Der Zehnjährige konnte das Berliner S-Bahn-Netz auswendig, simulierte die Ansagen in den Zügen — „Nääächste Station. Savignyplatz. Umsteigemöglichkeit zur Linie . . .“ — und hatte die Lacher des Publikums auf seiner Seite.
Die Wettkandidaten in den Vordergrund zu stellen, ist Lanz nicht gelungen. Obwohl er jede Wette als „sehr, sehr schön“, „spektakulär“ und „fantastisch“ bezeichnete. Während der Wetten nervte er die Kandidaten: Während Kandidatin Monika Thaler sich schwertat, anhand einer Haarprobe Hunderassen zu ertasten, fragte Lanz in seiner verständnisvollen Art: „Wie fühlen Sie sich jetzt?“
Für die nächste Show (3. November) ist Markus Lanz etwas mehr Lockerheit und mehr seiner natürlichen Art zu wünschen. Zunächst aber muss er von Düsseldorf nach Köln laufen — im Fortuna-Düsseldorf-Trikot: Er verlor die Stadtwette, für die Campino, Sänger der Düsseldorfer Band „Die Toten Hosen“, und Norbert Meier, Trainer der Fortuna, eifrig warben. Es zogen sich tatsächlich Hunderte Düsseldorfer aus, ließen sich anmalen und stellten das Fortuna-Logo nach.